Lieber Blogleser, liebe Blogleserin, solltest du glauben, diesen Artikel gach – in der Arbeit, im Bus oder beim Frühstückskaffeetrinken – lesen zu können, muss ich dich leider enttäuschen: Über dieses südamerikanische Land an der Karibik- SOWIE Pazifikküste, haben wir so einiges zu berichten:

Noch ein Vorwort zu dem Offensichtlichen: ja, es hat uns fast ein Jahr gedauert diesen Blogartikel fertigzustellen. – Warum? Weil wir mittlerweile wieder im „normalen“ Leben angelangt sind, mit allen Höhen und Tiefen die dieses aussergewöhnliche Jahr 2020 mitgebracht hat. Weil unsere Weltreise und vor allem die Wochen durch dieses wunderbare Land beim Tippen dieser Zeilen allerhand Emotionen bei uns ausgelöst haben, welche ich nicht so einfach nebenbei niederschreiben konnte noch wollte.

In der Welthauptstadt des Salsas – auch Cali genannt – gelandet, zog es uns relativ schnell weiter. Von den verschiedensten Seiten bekamen wir die Empfehlung nicht zu lange in Cali zu verweilen. Um es mit den Worten meines früheren Chefs auszudrücken: „Kolumbien hört sich ja verwegen an“ – treffender könnte man es glaube ich auch nicht beschreiben. Kolumbien genießt ohne Frage einen schlechten Ruf, bei der Generation unserer Eltern und deren Eltern und Netflixseidank auch bei den jüngeren. Die Eindrücke, die Geschichten und Erlebnisse die wir auf unserer Reise bekamen, waren durchwegs viel freundlicher und durch die Bank positiv – die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte, zu naiv darf man dem Land bestimmt nicht begegnen. Zwischenzeitlich bereute ich es, keinen längeren Aufenthalt in der Gegend rund um Cali geplant zu haben, nach ein paar Geschichten auf die ich am Ende noch eingehe bin ich wiederum froh. Ich glaube, dieses Land kann man aus zwei völlig verschiedenen Blickwinkeln betrachten und es klaffen die Schönheit der Natur, Tierwelt, Freundlichkeit der Menschen auf dessen Gegenteil, vielleicht noch krasser als anderswo.

Nach unserer Landung in Cali schnappten wir uns also, etwas eingeschüchtert, gleich mal einen Bus und fuhren weiter in die Berge. Genauer gesagt in eine Region die bekannt ist für seinen köstlichen Kaffee und grüne Hügeln – auf denen sich die Palmen befinden, die gefühlt dem Himmel noch näher sind, als die Spitze des Stefansdoms: Filandia & Salento.

Busfahrt

Ich muss gestehen, dass wir stets sehr ausführlich über unsere Transportwege berichtet haben, vielleicht für manch einen Geschmack zu ausführlich. Jedoch nimmt – neben dem erleben der vielen Eindrücke – das eigentliche Vorankommen einen sehr großen Teil des Reisens ein und ist oftmals auch so sehr anders als daheim. Dass das Reisen mit dem Bus in Lateinamerika einfach ist, hatten wir ja schon in den letzten Blogs angemerkt – doch Kolumbien toppt es bei weitem. Kaum am Busbahnhof/Flughafen angekommen, treten einem (meist) Scharen von Männern entgegen, die dir noch die letzten Restplätze der schon bald abfahrenden Busse vermitteln wollen. Sprich, du wirst bereits beim Eingang abgefangen, zum richtigen Ticketoffice und Abfahrtsort des Busses gelotst – und oftmals sind diese Last Minute Restplätze sogar billiger, als wenn du sie im Internet zuvor buchen würdest. Anfangs überwog noch die Skepsis, doch da es jedes Mal astrein funktionierte, können wir dieses System nur weiterempfehlen.

Nicht unüblich ist es zudem, dass bei einer Station oder manchmal auch einfach bei einer roten Ampel, Musiker in den Bus hüpfen, zwei-drei Lieder performen, dann nochmal mit dem Hut durchgehen und wieder raushüpfen – verkürzt auf jeden Fall die Busfahrt und hinterlässt neben einem leichterm Geldbörserl auch einen Ohrwurm (natürlich en espanol).

Filandia

Nach einem intensiven Reisetag, (Flug von Santiago de Chile nach Cali, Bus von Cali in die Innenstadt, Bus von Cali nach Armenia, Bus von Armenia nach Filandia) waren wir nun endlich in Filandia angekommen – doch noch keineswegs bei unserer Unterkunft. Diese befand sich nämlich nochmal 30 Autominuten entfernt in dem kleinen Dorf La India, wo wir gleich mal keine andere Wahl hatten, als ein für die Gegend typisches Willy-Jeep-Taxi auszuprobieren. Man springt hinten auf den Jeep – oftmals auch zu zehnt und los geht die wilde Fahrt durch die Hügellandschaft.

Wir waren angelangt mitten im Nirgendwo und vielleicht war es genau deshalb dort so schön. Da störte es uns nichtmal, dass wir in dem (wie es in unseren Köpfen eingebrannt war – gefährlichsten Land unserer Reise) keinen Schlüssel für die Unterkunft bekamen. Der Hund des Hauses wachte vor unserer Tür. Die kommenden Tage genossen wir das etwas kühlere Klima in den Bergen, machten einen Walk durch den Dschungel, suchten (vergeblich) nach Affen, buchten eine Kaffeetour inkl. professioneller Verkostung und planten einen Tagesausflug zu den Waxpalmen nach Salento – ins nahgelegene Valle de Cocora.

Dieses Dörflein lädt dazu ein die Seele baumeln zu lassen, bei chhugos /jugos/ Säften aus frischen Früchten, Kaffee und reichhaltigem Essen. Nur Maria war zwischendurch etwas enttäuscht – da der Kaffee der vor Ort serviert wurde, gar nicht so in das Bild passte, wie sie sich den Kaffee in einem der wohl bekanntesten Kaffeeanbauländer vorgestellt hätte – aber seht selbst:

Salento und die Waxpalmen

tatsächlich Waxpalmen und nicht Wachspalmen, wie manch einer von uns gedacht hat – weil sie ja so hoch in den Himmel wachsen. Eine schöne Wanderung über viele Hängebrücken bei der wir Kolibris, eine Forellenzucht und natürlich die imposanten Waxpalmen bestaunen konnten.

techo

Volkssport in Kolumbien ist das sogenannte Techo. Es erinnert vielleicht etwas an Eisstockschießen, wohl auch, weil man das Techofeld gratis benützen darf solange man Bier bestellt. Was zu einer ähnlich ausgelassenen Stimmung beiträgt, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Was versteckt sich nun hinter diesem Begriff? Auf einem Lehmfeld wird ein Brieflein mit Schießpulver in die Mitte gesetzt und jeder Spieler bekommt eine Wurfscheibe aus Metall (ähnlich geformt wie der Puck beim Eishockey). Wer kann’s erahnen wie man gewinnt? Richtig, derjenige der mit seinem Wurf das Brieflein zum explodieren bringt, hat die Runde gewonnen. Als wir den Hinterhof der Spielunke betraten, spielten schon einige Männer – in einer Hand die Metallscheibe, in der anderen fest das Bier umschlossen. Bei ihnen hörte man es jede Runde mal knallen. Bei uns knallte und stieg – in den drei Stunden Spielzeit – insgesamt sechs Mal rauch auf. Lustig ist es dafür allemal.

Zu jenem Zeitpunkt hörten wir auch erstmalig von einem Virus der das Jahr 2020 definieren sollte. In der internationalen/österreichischen Presse war es damals noch ein Problem der Chinesen. Bei der Ankunft in Medellin/ Ende Jänner poppte auf den Infoscreens des Busbahnhofes bereits eine Warnung dazu auf, es wurde geraten Abstand zu halten und sich die Hände häufiger als sonst zu waschen.

Medellin

Die Heimatstadt von Lord Voldemord, wie unser Guide Puablo Escobar während unserer Tour nannte. Nicht zuletzt durch die Netflix Serie Narcos durfte Medellin einen regelrechten Besucherhype erfahren.

Maria wollte ihre weiße Gringohaut noch etwas in der Sonne baden bevor es für sie in einer Woche heimgehen würde, deshalb flog sie von Medellin gleich weiter in die Karibik nach Santa Marta.

Und so wurde aus MAGEMA erstmals ein männliches GEMA-Duo, in der vielversprechenden Stadt Medellin.

Unser Hostel befand sich – genau wie die meisten anderen Hostels – im Stadtteil Poblado, oder einfach nur „Gringoland“ genannt. Noch vor 10 Jahren war Medellin bzw die Communa 14 zur zweit gefährlichsten Stadt der Welt ernannt worden – heute pilgern Touristen geradezu dort hin. Wir machten ein free-walking-tour in die Communa 14 und erfuhren allerhand über die Veränderung, und sahen die farbenfrohen Schauplätze mit eigenen Augen, wo 10 Jahre zuvor noch die Militärhubschrauber täglich kreisten.

In Medellin einer Stadt 2,5 Mio Einwohner gibt es übrigens über 500 Fußballplätze.

Medellin hat sich weltweite Bekanntheit bei den digital Nomads gemacht – also all jenen, die ortsunabhängig mit ihren Macbooks arbeiten können und das auch tun. Die Bar-, Club- und Restaurantvielfalt in Medellin hat das natürlich beeinfluss – sie floriert. Ich würde sogar behaupten, dass das kulinarische Angebot leicht mit den Nightlife Bezirken in Europa, Rom, Wien, Barcelona, Amsterdam, etc. gut mithalten kann.

Und wir waren mitten drinnen! 😉

Von Medellin aus bietet es sich an, einen Tagesausflug in das hinter den Bergen gelegene bunte Dörfchen Guatape zu machen – mit seinem imposanten Hausberg in mitten der Seenlandschaft.

„MA“ alleine in Santa Marta

Während sich die Jungs in Medellin intensiver mit Pablo Escobar und der dunklen Geschichte Kolumbiens beschäftigten, flog ich – erstmals ganz alleine im Zuge dieser Weltreise – weiter in den Norden Kolumbiens: an die Karibik-Küste, in die kleine Stadt Santa Marta. Die ist zwar nicht wirklich hübsch, mein Plan war aber eh nicht, als blonde, weiße, junge Frau alleine dort herum zu spazieren. Ich quartierte mich in einem Hostel ein, wo ich in den kommenden Tagen zu Tagestouren direkt vom Eingang abgeholt wurde und am Abend wieder „abgegeben“ wurde. Einfach und unkompliziert. (Und für einen kleinen Feigling wie mich perfekt. ;-))

Gleich an meinem ersten Tag alleine ging es mit einem Sammeltaxi und zwei Mädels aus den Niederlanden in das Dschungeldörfchen Minca. Am Programm stand: Dschungel, Kaffee, Kakao, giftige Tiere, Bambus, Wasserfall, Essen. – Alles was man in Kolumbien einfach erlebt haben muss. Der Dschungel-Walk war ein Spaziergang, der uns relativ rasch zu einer Kaffeefarm führte, wo mir bereits zum dritten Mal auf unserer Reise die Kaffeebohne, der Prozess des Trocknens und Röstens erklärt wurde und ich die Verkostung vollziehen durfte.

„Mmh. Guada Kaffee.“

Maria – immer wenn sie einen extrem guten Kaffee trinkt.

Das eigentliche Highlight für mich auf dieser Kaffeefarm war aber eindeutig ein Vogel, den ich insgeheim seit Weihnachten sehen wollte. Genauer gesagt seit dem Tag, an dem ich erfuhr, dass die argentinischen Jungas (wo wir Weihnachten verbracht haben) der natürliche Lebensraum von Tukans ist. Tja und dann saß er auf einmal da: bunt, mit keckem Blick und wunderbar exotisch! Und er scheute nicht vor einem Selfie mit mir zurück – mein Lieblingspromi. ❤

Weiter ging es Richtung Fluss, und schon folgte mein zweites Highlight der Tour: eine Ananaspflanze, Ich muss zugeben, ich war stark begeistert – ich mag zwar die süße, gelbe Frucht, aber ich habe mir noch nie ernsthaft Gedanken gemacht, wie sie wächst. Wirklich, es hat mich einfach nie beschäftigt. Und dann sah ich sie auf einmal vor mir und war komplett baff. Meine Tour-Gruppe lachte mich beinahe aus: Jetzt reise ich seit 10 Monaten um die Welt und habe noch keine Ananaspflanze gesehen….

Nach diesen zwei Highlights gab’s eine Erfrischung im Fluss, mit einem natürlichen Spa im Wasserfall inkl. Peeling und einer Stein-Wasserrutsche. Nachdem wir in unserer Reisegruppe irgendwie nur zu viert waren, die dieses Spa richtig ausprobierten, hatten wir auch unglaublich viel Zeit unser Peeling zu genießen und uns vom Wasserfall massieren zu lassen.

Wir genossen noch gemeinsam die aufgetischten Köstlichkeiten und probierten Schokolade in seiner reinsten Form, der aber mit Zucker gemischt werden musste, damit er auch wirklich genießbar war.

Abgeschlossen wurde die Tour durch einen kurzen Info-Vortrag über Bambus als Baumaterial und über alle giftigen Tiere, die in den kolumbianischen Dschungel lebten. Etwas beunruhigend war die zweite Thematik – die von Schlangen über Spinnen bis hin zu Skorpionen reichte – schon, vor allem als es darum ging, wie schnell man an deren Gift sterben könnte. Ich muss schon sagen: zu diesem Zeitpunkt flammte wieder eine starke Vorfreude auf ungefährlicheren Wälder Österreichs auf.
Die Tour ging zu Ende und wir wurden wieder von unserem Taxifahrer die kurvigen Straßen nach Santa Marta gebracht. Nachdem wir zu viert (die 2 Niederländerinnen Anouska und Thuy, ein Mexikaner namens Fernando und ich) ein sehr lustiges kleines Grüppchen waren, und unser Tourguide uns vom Salsatanzen am Hauptplatz von Santa Marta vorgeschwärmt hatte, trafen wir uns auch am Abend wieder.
Den Weg vom Hostel zum Hauptplatz legte ich alleine zurück – zwar war es noch nicht komplett dunkel, aber es dämmerte schon und sobald ich die Straße des Hostels verließ, beschlich mich ein etwas nervöses Gefühl: ich, als blonde, weiße Frau alleine in der Dämmerung in Kolumbien – dem wahrscheinlich gefährlichsten Land, welches wir auf unserer Reise besuchten. Zum Glück musste ich nur 2 Straßen queren, bis ich vom Hostelviertel ins Touristen- und Barviertel kam und schon war ich umringt von Restaurants, Bars und vielen Menschen, sodass mein ungutes Gefühl rasch wieder verschwand.

Nach ein paar Cocktails (schließlich war Happy Hour und 1+1 Gratis…) und einer Portion Nachos con Queso überkam uns die südamerikanische Tanzlust und schon ging es auf den nächsten Rooftop um zu den Klängen von Shakira, Los del Rio und Don Omar zu tanzen, bis die Füße schmerzten. Neben dem Tanzen kam ich gleichzeitig auch nicht mehr aus dem Staunen heraus: die Südamerikaner*innen rings um uns bewegten sich mit einer Leichtigkeit, als würden sie nie etwas anderes tun: die Art, mit der sie ihre ausladenden großen Tanzbewegungen, die Hüftschwünge und rasant trippelnden Beine bewegten wirkte locker aber bewusst durchgeführt. Da fühlte ich mich wie ein Elefant im Porzellanladen – nur beim Makarena-Tanz brillierte ich mit gekonnten Schritten (Fasching sei Dank!!!). Da kam sogar eine Südafrikanerin auf mich zu um ihre Begeisterung auszusprechen. 😉
Meine Einzige Bedingung für ein längeres Fortgehen war: eine Begleitung zurück zum Hostel, weil mir ein Alleingang mitten in der Nacht durch eine kolumbianische Stadt doch zu unsicher war. Einen Mexikaner an meiner Seite zu haben war da durchaus von Vorteil.

Nach einer langen Nacht, aber wenig Schlaf war ich um sieben Uhr morgens wieder gestellt: auf zum nächsten Programmpunkt! Und zwar hieß es heute: wandern im paradiesischen Tayrona-Nationalpark, entlang der karibischen Küste, zwischen Palmen, Strand und Steinen und ein paar Afferln. Immer wieder überholten uns schwer bepackte Pferde, die Touristen an die Strände trugen, die nicht gerne 4 Stunden in der Hitze auf und ab wandern wollten. Ich muss schon sagen – kurz überlegten meine 3 Mit-Wanderer und ich auch, ob wir uns jeder so ein Pferd leisten sollten… Wir hielten aber Tapfer durch und ich konnte mich ausgiebig mit einem Amerikaner über Trump, American Politics und die Präsidentschaftswahlen im November unterhalten – da vergehen 4 Stunden wandern auch relativ rasch. Außerdem wurden wir immer wieder mit einer wunderbaren Aussicht belohnt, die man auch gehend gut genießen konnte:

Nach diesen zwei durchgeplanten Tagen genoss ich meinen letzten ganzen Tag in Santa Marta bei frischen Früchten und der wunderbaren Karibik-Sonne, bei einem Stadtbummel und am Pool. Am Tag darauf ging es nämlich mit dem Bus weiter nach Cartagena, einem touristischen Magneten weiter westlich von Santa Marta und dort sollten auch in zwei Tagen Martin und Georg wieder zu mir stoßen. Mit Shakira im Ohr und Vorfreude auf das Wiedersehen, aber auch schon auf die baldige Heimreise nach Österreich sog ich noch so viel Sonne & südamerikanischen Flair auf, wie es nur möglich war.

Cartagena

Mein Bus brachte mich wieder einmal fast direkt vor das Hostel. Nur die gut besuchte Touristenstraße mit Frucht-, Gewand- und Souvenier-Ständen musste ich alleine durchwandern. Aber kein Problem – ich war ja gerade voll aufs „Solo-Traveln“ eingestellt und fühlte mich selbstbewusst und sicher. 😉 Das Hostel lag zentral, zwischen den vielen bunten Hausfassaden, für welche Cartagena so bekannt ist – und es war riesig: der Schlafsaal bestand aus Einzel- und Doppelbettkojen und es waren immer 3 Kojen übereinander gestapelt – durch die Vorhänge hatte man trotzdem seinen eigenen Rückzugsort. Wie viele Personen in diesem Schlafraum platz hatten weiß ich nicht, aber es waren bestimmt über 30 Kojen….

Cartagena war perfekt zum Bummeln, Souveniers-Shoppen und um Kaffee und frische Fruchtsäfte zu genießen und das tat ich dann auch um mir die Zeit zu vertreiben, bis die zwei Jungs am nächsten Abend ankamen. Ich zählte gleichzeitig auch schon die Tage, an dem mein Flug nach Hause ging; und innerlich platzte ich fast vor Vorfreude, weil ich es (so gut es ging) für mich und eine engere Auswahl an Personen behalten wollte. – Irgendwie war es einfach mein Wunsch, die Faschingsgilde einen Abend vor unserem Faschingsumzug zu überraschen. Und da musste ich mich auf ein paar kleine Notlügen stützen, damit ich mir die Überraschung nicht selber zerstörte.

Als Ablenkung schloss ich mich am nächsten Morgen gleich mal einer Free-Walking Tour an und erfuhr in der Hitze der Stadt einige interessante Details über die Vergangenheit Cartagenas. Dass die Hafenstadt zuerst von den Spaniern kolonialisiert wurde und danach immer wieder gegen Engländer, Franzosen und Piraten verteidigt werden musste, auch für Sklavenschiffe war der Hafen ein wichtiger Anlaufpunkt. Die errichteten Stadtmauern zum Beispiel wurde alleine durch Sklavenarbeit erbaut – das gibt einem schon ein eher ungutes Gefühl, wenn man darauf herumspaziert. Neben den bunten Hausfassaden fallen einem beim Vorbeigehen auch immer wieder große, dekorative Türknäufe in verschiedensten Formen auf: Meerjungfrauen, Salamander und Löwenköpfe zeigen, dass diese Häuser früher von sehr einflussreichen, mächtigen Menschen bewohnt wurden (mehr dazu weiter unten von Martin). Außerdem sind die Kolumbianer sehr stolz auf ihre „Miss Colombia“, die jährlich neu in Cartagena gekrönt wird – eine bildliche Auflistung aller Senioritas Colombia seit 1947 prägt den Plaza de la Proclamation.

….und dann wurde wieder einmal getanzt – die Kolumbianer schaffen es einfach nicht, die Beine still zu halten. 😉

Dafür war es dann endlich Zeit für unsere Reunion – Martin und Georg checkten im Hostel ein. 😀 Und gleich wurde weiter spaziert, Cartagena erkundet und die karibische Kulinarik genossen:

Cartagena kurz zusammengefasst: eine Altstadt am Hafen und der Touristenmagnet Kolumbiens. Nach wie vor haben wir die Verkaufsanpreisungen der Standler im Ohr: „cerveca, gaziosas, weed, cocaina – best in town, trust me…“ / Bier, Kracherl, Marihuana, Kokain, das beste der Stadt, glaub mir. Für Martin und Georg war Cartagena die erste Stadt an der Karibik-Küste, da sie die Tage davor noch in Medellin verbrachten und sie waren sichtlich erfreut über das Meer, die köstlichen Früchte und das Karibik-Feeling.

Am letzten gemeinsamen Tag mit Maria erkundeten wir nochmals die Stadtmauern, bummelten durch die bunten Gassen und kauften Souvenirs. Am Abend machten wir noch einen Tanzkurs über den Dächern der Altstadt. Zu lateinamerikanischen Klängen lernten wir anfangs einfachere und danach schon anspruchsvollere Schritte und tanzten uns in den Sonnenuntergang. Wir lernten Salsa, Champeta, Cumbia und Merengue und probierten unsere Beine annähernd so locker zu bewegen, wie unser Tanzlehrer… 😉

Wir ließen den Abend bei ein paar Cocktails ausklingen – aber irgendwie wollte bei mir (Maria) nicht wirklich eine Partystimmung aufkommen. War es, weil ich am nächsten Tag meinen Flug nach Bogota antrat und somit dem Ende meiner Reise wieder ein Stück näher war? Oder waren es vielleicht doch die neuen, hohen Sandalen, die meinen Füße Qualen bereiteten? Ich weiß es nicht – jedenfalls machte uns zumindest noch unser Hostel-Eigener Whirlpool eine Freude, den kosteten wir dann noch bis zur Sperrstunde aus.

Ein wunderbares Frühstück mit herrlichem kolumbianischen Kaffee, intensives Rucksack einpacken sowie umpacken, damit auch einiges von Martins und Georgs Sachen auch schon den Weg nach Österreich fanden, so gestalteten sich die letzten Stunden in Cartagena. Nachdem sich für mich dann relativ spontan eine Taxi-Fahrgemeinschaft zum Flughafen aufgetan hat, war ich kurzzeitig überfordert mit der Verabschiedung von Martin und Georg, dem Stress in den engen Gassen die Autos und auch die netten Menschen, die mich noch zu sich ins enge Taxi ließen, nicht warten zu lassen. In diesem Moment war mir auch überhaupt nicht bewusst, dass ich Martin erst wieder in einem Monat sehen werde und auch Georg, der ja überhaupt noch nicht wusste, wann er wieder heimkehren wollte. Außerdem war es für mich noch kein „Ende“ der Weltreise, da noch zwei Tage Bogota bevor standen – nur die Jungs haben wirklich schon gecheckt: das ist vorerst das Ende von MAGEMA World – für sie bleib nurmehr MAGE World.

…und schwupp, dann war sie weg.

„MA“ in Bogota

Also aus meiner Sicht war ich „weg“ vorerst nur aus Cartagena und von meinen beiden männlichen Begleitern, in Kolumbien war ich ja noch für zwei weitere Nächte. Und so flog ich von Cartagena, was ca zwei Meter über dem Meeresspiegel liegt, nach Bogota, auf 2640 Meter über dem Meeresspiegel.

Ich Glückskind: 2 Tage in Bogota und dann auch noch Autofreier-Tag, also kein Smog und wunderbares Wetter!

Dass die Luft in Bogota dünner war, als in Cartagena, merkte ich bereits beim Stufensteigen im Hostel, ich war gleich einmal schneller außer Atem, als ich mein letztes Bett auf dieser Reise bezog.

Die Hauptstadt Kolumbiens ist mit seinen 7,4 Millionen Einwohnern (plus einer erheblichen Dunkelziffer an Einwohnern) doch um einiges größer, als die letzten Städtchen, die ich besichtigte. Somit stieg ich vom Bummeln aufs Busfahren um, wobei man sich schon alleine beim Einsteigen in den Bus und auf den Busstationen wie in einer U-Bahn vorkam:

Na zum Glück hab ich keine Klaustrophobie.. 😛

Um mich in der großen Stadt zurecht zu finden, schloss ich mich gleich einem Australier an, der sich im Großstadtdschungel und dem Busstations-Labyrinthen schon ein bisschen besser auskannte. Ziel war wieder einmal eine Free Walking Tour, die einerseits Lust darauf machte, noch ein bisserl länger in diesem spannenden Land zu bleiben, gleichzeitig aber die Vorteile von Europa und unserem Sicheren Österreich ins Gedächtnis rief. Eines der Highlights der Tour war die Verkostung von Chicha, einem Bier aus dem Andenraum, welches schon von den Inkas getrunken wurde. Übersetzt bedeutet Chicha so viel wie „Spuckebier“, weil es ursprünglich aus der Fermentation verschiedener Pflanzen durch Speichel entstand.

Am Nachmittag ging es für mich noch in das berühmte Goldmuseum, El Museo del Oro, mit der größten Sammlung an prähispanischer/präkolumbischer Goldschmiedekunst der Welt. Einerseits wurde das Museum an allen Ecken und Enden der Stadt in den höchsten Tönen gelobt, andererseits empfahl uns auch unser Free Walking-Tour-Guide, dass Museum zu besuchen und so schloss ich mich der Gratis-Führung an. Aus Geschichtlicher Sicht, war das Museum dann wirklich spannend. Die Artefakte alleine zu besichtigen hätte mir wahrscheinlich nicht so viel Spaß gemacht, aber mit ein paar Legenden über El Dorado aufgepeppt, machte die Führung auf jeden Fall etwas her. El Dorado ist ein sagenhaftes Land aus Gold, welches irgendwo in Südamerika liegen sollte, aber niemals gefunden wurde. Viele Europäer kamen aufgrund der Geschichten deshalb im 16. Jahrhundert nach Südamerika – um El Dorado zu finden. Dass immer wieder uralte Artefakte aus Gold gefunden wurden, ließen die Geschichten nicht weniger werden…. Und natürlich spielten auch Kokablätter in dem Museum eine Rolle, die im Andenraum ja quasi immer schon gekaut wurden und um den etwas berauschenden Effekt der Pflanze zu verstärken wurde zu den Blättern auch noch zerstampfte Korallen gekaut. Mahlzeit!

Um halb 12 in der Nacht erinnerte mich die Fluggesellschaft, dass ich mich für meinen Heimflug in 24 Stunden bereits einchecken konnte. Und dann wurde ich nervös. Der perfekte Sitzplatz musste her: bisher vermied ich es immer am Fenster zu sitzen, da es Martin oder Georg eh mehr Spaß machte, hinaus zu schauen, aber eigentlich wollte ich die heimische Landschaft schon von oben betrachten, nach so langer Zeit. Nah am Klo sollte der Platz auch sein und zurücklehnen wollte ich mich können, ohne, dass sich hinter mir jemand beschwert. Irgendwann konnte ich mich für einen Platz entscheiden und dann schlief ich garnicht mal so schlecht ein. 😉

Ich hatte an meinem letzten Tag noch bis zum Abend Zeit, weil der Flieger ja erst um kurz vor Mitternacht ging und somit schnappte ich mir wieder meinen Australian Boy (ich weiß leider wirklich seinen Namen nicht mehr…. shame on me..) und es ging zum Wahrzeichen Bogotas: Monserrate. Nachdem wir uns generell schon auf 2.600 Meter über dem Meerespiegel befanden und noch weitere 600 Höhenmeter hinauf mussten, stiegen wir bequemer Weise in die Standseilbahn – die aber sowas von steil war, dass mir das Gehen kurzzeitig fast lieber gewesen wäre. Der Spaziergang auf 3.200 Metern Höhe zeigte meinen Lungen aber, dass die Standseilbahn eindeutig die Richtige Entscheidung war. Dank des autofreien Tages, der zufällig an diesem Tag war, hatten wir eine wunderbare Aussicht über ganz Bogota! Man muss sich das mal vorstellen: auf einer Fläche von 1775 m2 wohnt fast die gesamte Einwohnerzahl von ganz Österreich! Ein Wahnsinn.

Am Nachmittag schloss ich mich noch einmal einer Tour an und kam aus dem Staunen über die beeindruckenden Graffitis der Stadt nicht mehr raus. Unter anderem hat sich der österreichische Graffitikünstler Nychos hier in Bogota verewigt, der mit seiner anatomischen Bildsprache seine traumatisierte Kindheit verarbeitete.

Ein sehr nahegehendes Graffiti war jenes, welches die Körperumrisse von Dilan Cruz auf einer Straßenecke Calle 19, sowie seinen Namen rings um an jeder Hauswand zeigten. Der 18-jährige Gymnasiast wurde 2019 bei einer Protestbewegung für bessere Bildung in Kolumbien von der staatlichen Polizei von hinten erschossen. Je genauer man hinsieht, desto mehr erzählen die verschiedenen Graffitis. In den meisten Fällen steckt ein gesellschaftspolitisches Statement dahinter, welches man als Reisender nur durch Gespräche mit Einheimischen oder Tourguides herausfindet.

Die Zeit verging an diesem Tag irgendwie anders als normal – ganz komisch. Nach der Grafitti-Tour machte ich mich wieder auf den Weg Richtung Hostel und suchte mir noch ein Restaurant zum Abendessen – Hunger hatte ich zwar keinen aber wie sonst, sollte die Zeit bis zur Fahrt zum Flughafen vergehen?

Der Australier musste zum Glück auch gegen acht Uhr abends zum Busbahnhof und da der Flughafen in der gleichen Richtung lag, gründeten wir eine Fahrgemeinschaft. Wisst ihr eigentlich, wie schwer es mir fiel, KEINE Fotos zu posten oder jemandem zu schreiben, dass ich gerade am Flughafen war? Dass ich in wenigen Stunden meinen letzten Flug antrat? Ich platzte innerlich fast vor lauter Vorfreude. Dazu kam auch noch, dass mir viele Freunde auch schon schrieben: wie schaut’s aus, schaffst du es noch zum Faschingsumzug?

Tja, zum Glück gab’s im Flugzeug kein WLAN und die Flugzeugfilme Coco, The Joker und A Star ist Born fragten nicht, sondern unterhielten mich einfach.

Zurück zu MAGE World – zurück nach Cartagena, nachdem Maria die beiden Männer alleine zurück gelassen hat:

Da Maria ihren Heimweg angetreten hatte, wandten wir uns gleich mal dem leiblichen Wohl zu. Wir buchten einen Kochkurs, bei dem frischer Fisch aus der Karibik und erstmalig frittierte Empanadas aufgetischt wurden. Es war ein Kochkurs in Cartagena also durften weder Musik noch Tanzeinlagen fehlen. .

Cooking class auf kolumbianisch

Mein persönliches Highlight in Cartagena war denke ich der Malkurs, den wir über die gleiche Agentur gebucht hatten wie bereits den Koch- und Tanzkurs. Cartagena ist berühmt für seine bunten Häuser der Altstadt und deren verschiedensten Türklopfern. Eine Meerjungfrau als Türklopfer bedeutet zum Beispiel, dass in diesem Haus ein Händler oder Seemann wohnt, der Salamander steht für eine direkte Verwandtschaft mit der Königsfamilie und der Löwe zeugt von Mut und Macht. Ich spielte bereits zuvor mit dem Gedanken eines dieser Gemälde zu kaufen, die an jeder Ecke verkauft werden. Dass Georg und ich, gemeinsam mit 3 Mädls aus Estland, selbst so ein Kunstwerk hinzauberten, gefiel mir daher um so mehr (man beachte das schöne aerodynamische Rad vor dem Tor).

Als krönenden Abschied, buchten wir noch eine Piratenrundfahrt in den Sonnenuntergang. Piraten – nicht aus dem Grund weil es ein Piratenschiff gewesen wäre, wie ich mir das vorgestellt hätte, eher noch weil wir so viel Rum wie die gesamte Mannschaft von Jack Sparrow an Board bekamen.

Was mich an diesem Land so faszinierte? Viel öfter als in jedem anderen Land der Welt wurden wir auf der Straße aus heiterem Himmel angequatscht. Klar, einige Male davon wollte man uns Drogen verkaufen, doch mindestens genauso oft ergaben sich interessante und erheiternde Gespräche. Die Kolumbianer scheint es heiß zu interessieren, warum Touristen heutzutage so gerne ihr Land bereisen.
Als Beispiel bei der Bushaltestelle in La India bei Filandia (in diesem winzigen Dorf!) sprach uns ein schon etwas älterer Herr an, der gerade einen Sack frische Kaffeebohnen vom Feld heim schleppte. Ob wir denn frische/rohe Kaffeebohnen kennen würden – er ließ uns welche kosten und hätte uns bestimmt noch Stunden die Welt des Kaffees erklärt, wäre doch nur unser Spanisch schon etwas besser gewesen.
Oder als nach einer Laufrunde an der Stadtmauer Cartagenas mich ein – wie ich erst zum Ende des Gesprächs erfuhr – Tourguide ansprach, mit dem ich bestimmt 30 Minuten über die Lokalpolitik sowie das Weltgeschehen plauderte. Ich völlig verschwitzt, er in Vorbereitung auf seine nächste Stadtführung – in der er sicherlich auch genügend zu erzählen gehabt hätte.
Berührungsängste Fremde anzuquatschen gibt es in Kolumbien anscheinend nicht. Irgendwie eine sehr herzliche und weltoffene Eigenschaft – die ich mir gerne mit nach Österreich nehmen würde.

Tyrona

Nach dem Touri-Programm wollten bzw mussten wir dann aber auch wieder raus aus der Stadt – weshalb wir mit dem Bus in das Dörfchen Tyrona fuhren, das direkt neben dem gleichnamigen Nationalpark liegt. Wir hatten zwar gehört, dass der Nationalpark im Februar geschlossen sein sollte um sich von den Menschenmassen erholen zu können. Doch waren wir der festen Überzeugung, es würde Wege geben den Nationalpark zu erkunden – schließlich waren wir ja in Kolumbien. So einfach war es dann doch wieder nicht. Wiedergefunden haben wir uns dann am Costeño Beach. Hier begriffen wir dann glaube ich auch erstmalig, was es heißt in der Karibik angelangt zu sein:


ewig weite Strände, Palmen, Kokosnüsse, soetwas wie Stress gibt es nicht.

Das gab uns die Möglichkeit einen Gang runter zu fahren – klingt vielleicht jetzt etwas befremdlich wenn 2 Weltreisende einen Gang runter fahren müssen – doch Cartagena und die Tage davor waren hektisch. Hier hatten wir die Chance, Schach zu spielen, Drohne zu fliegen ein Buch zu lesen. Wieder mal was ganz anderes zu unserem Citytrip Alltag.

Palomino

…ein charmantes französisches Hippie Dörfchen in der Karibik. Auch hier galt es, das Leben zu genießen und die Seele baumeln zu lassen. Für mich war es ungewohnt einmal nicht bei den unzähligen Souvenir und Bade Accessoir Standln stehen zu bleiben. Es gab so kleine Momente, bei denen man merkte, dass sich die Dynamik unserer Reisegemeinschaft durch die Heimreise von Maria geändert hatte, aus Nostalgie, Wehmut oder einfach nur weil ich es mittlerweile angenommen hatte, durchforstete ich diese kleinen Boutiqen und Geschäfte.

Abends gingen wir Jungs noch was trinken und trafen auf 2 Weinviertler die in gerade eine in Berlin lebende Amerikanerin beeindrucken wollten – da kamen wir zwei gerade recht. Es war ein lustiger Abend, zu weiten Teilen jedenfalls, denn ein Detail das die beiden ansprachen, lieferte wenig zu lachen: ob wir bereits gehört hätten, dass die Guerillakämpfer der ELN dieses Wochenende einen 72 stündigen bewaffneten Streik angekündigt haben und es eine Reisewarnung vom österreichischen Außenministerium gibt. Nein, wie wir oben zitiert haben, die Karibik ist der Ort für ewige Strände, Palmen und Kokosnüsse – wir hatten bislang noch nichts gehört. Noch weniger, dass Ziel dieses Streiks die Transportwege Kolumbiens waren und die Guerilla Gruppe der Bevölkerung die Empfehlung ausgesprochen hat, dieses Wochenende nicht zu verreisen.

In Kolumbien, ist es ja wie erwähnt normalerweise ein Leichtes mit den öffentlichen Bussen zu reisen und selbst, wenn du wie wir die RezeptionistInnen im Hostel bittest dir einen Bus zu buchen, bekommst du oft einfach die Antwort: Ach das ist nicht nötig, geh einfach vor zur Straße und dich wird ein Bus mitnehmen. Doch fuhren aufgrund des erwähnten Streiks dieses Wochenende keine oder nur wenig Busse und es kam einfach kein Bus daher.

Im Nachhinein gesehen war unser Vorgehen vielleicht etwas naiv, doch hatten wir unsere Weiterreise bereits eingeplant und so stiegen wir in das nächstbeste Auto, welches für uns anhielt. Ich will nichts dramatisieren, wir kamen ohne Vorkommnisse – bis auf eine kleine Straßensperre, bei der Bewohner ein Seil über die Straße spannten, das der Fahrer aber gekonnt durchbrach – gut in Riohacha an.

Riohacha

Ist nicht unbedingt eine sehenswerte oder touristische Stadt – doch gibt es hier gute Winde und so entschloss ich mich gegen den sagenumwobenen Wandertrail zur Ciudad Perdida und für einen 3-tägigen Kite-Surf Kurs.

Am ersten Tag lernte ich, wie ich den Drachen richtig steigen lassen würde – hört sich jetzt blöd an, aber das ist später das A und O das nun mal sitzen muss, weil dann Wellen, Boardbewegungen, Körperhaltung und Winde auf den Kite gleichzeitig wirken und man mit diesem im Prinzip alles steuert, ahja und das Salzwasser, das kommt auch noch dazu. Was soll ich sagen, es macht echt Spaß! Und auch wenn die Kite Lehrer meinten ich hätte Talent, werde ich mit meinen (damals) fast 30 glaube ich trotzdem kein Profi Kitesurfer mehr.
Wem sich die Möglichkeit bietet, dem würde ich es wärmstens empfehlen mal selbst auszuprobieren. Wir waren großteils im Wasser – darum nur so wenige Fotos.

Wie ihr ja bereits wisst, ist die Welt ein Dorf. Die Chefin der Tauchschule ist eine gebürtige Traunsteinerin und die Anita, eine ehemalige Bad Leonfeldner Schulkollegin, war in den letzten Jahren auch genau in dieser Kite Schule als Guide tätig. Ich bin nichtsahnend und ohne jegliche Vorahnung oder Empfehlung dort gelandet. War eine gute Zeit.

Auch wenn die Stadt Riohacha nicht sonderlich viel zu bieten hat, unser Hostel kann ich empfehlen. Zwei Katzen im Eingangsbereich, im Innenhof ein Pool und die Stiegen rauf am Dach eine Bar und der Gemeinschaftsbereich, der zum Kennenlernen einlud. Ehe wir uns versahen, hatten uns 2 Kanadierinnen und 1 Niederländer für eine gemeinsame Tour durch die Wüste überredet.

Punta Gallinas

Mit einem Geländejeep und leichtem Gepäck sollten wir die kommenden Tage bis zu den Punta Gallinas rauffahren, wem das wie mir nichts gesagt hätte, hier die Erklärung: zum nördlichsten Punkt Südamerikas. Wir entschieden uns einen Aufpreis für einen zusätzlichen Übersetzer zu berappen, doch bereits beim einsteigen wurde uns klar, dieser konnte zwar ein paar Wörter Englisch reden, doch verstehen … naja. Er machte die Tour zum ersten Mal und ignorierte gekonnt den Großteil unserer Fragen. Im Nachhinein betrachtet war es doch vollkommen egal, wir machten uns einen Spaß daraus, genossen die Zeit und reimten uns unsere eigene Wahrheit zusammen. Die Chemie in unserer Reisegruppe stimmt richtig gut. Es waren bildhübsche, verlassene Strände die wir erkundeten und eine auf ihre Weise ebenso hübsche karge Wüstenlandschaft.


Einziger Wermutstropfen war der Kontakt zu den Einheimischen. Wir wurden bereits bei der Buchung vorgewarnt Süßigkeiten und Wasser zu kaufen, um den Kindern etwas davon abgeben zu können. Soweit nichts ungewöhnliches. Doch als dann am zweiten Tag, Kinder und Frauen stets die Straße mit Seilen und teils Ketten absperrten um die Autos zu stoppen und dann dann die Hand aufzuhalten, minderte das den Genuss dieses Trips. Alle Stunden mal so eine Absperrung hätte ich glaub ich noch verkraftet, doch waren es auf manch einem Streckenabschnitt von 200 Metern 6 Absperrungen hintereinander. Mit unserem Besuch der Punta Gallinas, bekräftigen wir durch diese Spende von Süßigkeiten, Wasser oder Kaffee das Betteln der Wüstenbevölkerung. Männer sahen wir keine – die würden hier gar nichts arbeiten meinte der Fahrer.

Doch erlebten wir genauso allerhand Schönes in dieser Wüstenlandschaft nahe der venezolanischen Grenze.

Wieder angekommen in Riohacha verbrachten wir noch eine Nacht beim Karneval der Stadt – wir mischten uns mitten ins Getümmel. Als die vielleicht einzigen Gringos erlebten wir auf eine sehr authentische Weise dieses südamerikanischen Fest. Wer mehr zu den Feierlichkeiten erfahren will, warum dieser Karneval noch beeindruckender war als der in Barranquilla, sollte sich direkt an Georg wenden, ich fiel an diesem Abend einige Stunden früher ins Bett als er.

Karneval in Barranquilla

Barranquilla ist die drittgrößte Stadt Kolumbiens und doch gibt es eigentlich keinen Grund als Tourist diese Stadt zu besuchen – außer es ist Karneval, denn dann ist die gesamte Stadt, jedes Haus und jedes Geschäft geschmückt und es herrscht Ausnahmezustand beim zweitgrößten Karneval der Welt.

Am Faschingsonntag trafen wir uns mit den Weinviertlern, am Rosenmontag mit unseren neugewonnenen Freunden von der Wüstentour. An beiden Tagen machten wir die Nacht zum Tag und tanzen & bewegten unsere Hüften wie vielleicht noch kein Österreicher seine Hüften zuvor bewegt hatte. Champeta, Cumbia und Salsa hießen die Klänge, zu denen wir nicht mehr aufhören konnten uns zu bewegen. Egal ob live oder aus der Dose – es forderten uns stets freundliche Kolumbianer und Innen zum Tanz auf. Denn auch viele der männlichen Kolumbianer fanden Gefallen daran uns neue Tanzschritte beizubringen. Das Maizenawerfen war hier unerwartet viel weniger verbreitet als noch in Riohacha und ließ uns das ganze Spektakel etwas sauberer erleben.

Und dann kam der Faschingsdienstag, von den letzten durchgefeierten Nächten gezeichnet, bereiteten wir uns auf das Grande Finale des Faschings vor.

Und dann? Bei der Parade am Nachmittag waren die Akteure schwarz gekleidet und jammerten herum. Perrito Moreno war gestorben – wenn wir die Sketches der Fußgruppen richtig deuteten und das war schon sehr eindeutig zu verstehen, hatte dieser Herr die letzten Tage einfach zu viel getrunken. Eben dies sollte auch das Ende des Faschings symbolisieren. Wir dachten Abends würde es doch trotzdem noch Parties geben oder zumindest würden noch die Bars aufgesperrt sein. Nein, wenns aus ist ists aus. Wir wurden mit dem Gegenteil überrascht und fielen erschöpft, glücklich und viel früher als die Tage davor an diesem letzten Karnevalstag ins Bett.

umso passender finde ich am Ende des Karnevals die Werbung dieser Wiskey-Marke

Also schnappten wir uns den Flieger um weiter nach Costa Rica zu reisen.

MAGEMA Reisetipps Kolumbien

  • Fahr hin, es gibt so viel zu entdecken.
  • Genieße es, probier neue Sachen aus, gehe fort – mit gesunden Hausverstand
  • Tanze auf Rooftop-Bars lasse dich von den südamerikanischen Hüftschwüngen und großen Tanzbewegungen inspirieren (nix da Step-Touch und auf den Boden schauen! 😉 )
  • Iss so viele Früchte wie möglich
  • Medellin ist eine richtig hippe Stadt um schick Essen- oder fortzugehen
  • Für uns galt: es sind wirklich alle Kolumbianerinnen und Kolumbianer freundlich und freuen sich mit dir zu unterhalten, außer die Drogendealer, die wollen nur Drogen verkaufen
  • auch wenn man diesen Tipp in jedem Land und in jeder Stadt geben kann: mache Free Walking Touren, gerade in den größeren Städten gibt es meistens verschiedene gratis Rundgänge mit Studenten oder Tourguides, die einem nicht nur das erzählen, was in Reisebüchern steht, sondern die auch tiefer in die Thematik, die Politik und die Geschichte des Landes eintauchen
  • gilt auch für fast überall, doch besonders für Kolumbien, plane genügend Zeit ein. Vor allem die Nicht-Programm Tage haben einiges zu bieten.

Zu guter letzt weil so oft gefragt, hier noch ein Absatz zum Thema

sicherheit in kolumbien

Ich will keineswegs Dinge beschönigen, übertrieben oder dramatisieren, zumindest in den folgenden Zeilen nicht nicht. Hier ein paar Vorfälle die wir mitbekommen haben, aber selbst nicht darin verwickelt waren.

Wir selbst, kamen glücklicherweise nie in eine brenzliche Situation – auch wenn wir es ein paar mal herausgefordert hätten: In Barranquilla ging ich am Faschingsdienstag ein paar Stunden vor Mitternacht alleine 20 min heim zum Hotel. Wir fuhren am Wochenende des bewaffneten Streiks nach Riohacha. Wir genossen das Nachtleben ausgiebig.
Auch wenn die aktuelle Situation in Kolumbien wahrscheinlich besser ist als ihr Ruf, sollte man etwas Vorsicht mitbringen. In Cali, erzählte uns eine Holländerin aus erster Hand, wurden jeden Abend direkt vor ihrem Hostel Backpacker mit vorgehaltener Pistole ausgeraubt; am Weg von Minca nach Santa Marta lag ein erschossener Einheimischer auf der Straße; beim Karneval in Barranquilla 2020 kamen insgesamt 9 Personen ums Leben, stand am Aschermittwoch auf der Titelseite der Morgenzeitung. Bei unserer Wüstentour wunderten wir uns, warum abends auf einmal ein Großaufgebot des Militärs bei unserer Unterkunft eincheckte, worauf unser Tourguide uns gelassen erklärte, dies wäre wahrscheinlich nicht die Staatsarmee, sondern der Sicherheitsdienst eines Drogenbosses der eben eingecheckt hat.

Wie beschrieben ist Kolumbien ein wunderschönes Land, voller süßer Früchte, toller Natur, grundsätzlich freundlichen und interessiertem Leute und wir hatten stets ein gutes Gefühl und fühlten uns sicher. Selbst während des Karnevals mit über 1 Mio Besuchern, doch sollte man den gesunden Menschenverstand bei einer Reise nach Kolumbien unbedingt mitbringen.

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