Auf nach Südamerika! – den dritten Kontinent unserer Weltreise, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Maria traute sich – sie traute sich 11 Stunden lang mit dem Flieger den Pazifik zu überqueren und chillte im Flugzeug, wie die Vielfliegerin schlechthin. Zugegeben, es war schon ein richtig langer Reisetag für uns: Zuerst von Christchurch mit dem Flieger nach Auckland und dann über den Pazifischen Ozean bis nach Santiago de Chile. Nach über 2 Monaten in den westlich-britisch-amerikanisch angehauchten Ländern, Cook Islands und Neuseeland, befanden wir uns nun endlich in Südamerika. Bereits von Beginn an wird einem schnell klar, hier herrschen andere Regeln und zB mit Englisch kommt man nur ein pequeñito Stück weiter.
Am anderen Ende der Welt hatten wir es ja gar nicht so mitbekommen – waren die europäischen Medien mehr daran interessiert? Jedenfalls alsbald wir das WIFI in Chile aktivierten, wurde uns über die verschiedensten Kanäle angezeigt, dass die Lage hier gerade etwas angespannt war. Eine Debatte über die Erhöhung der Preise für den öffentlichen Verkehr entzündete den ersten Funken und schnell entstand ein aufbrausender Konflikt der sogar Menschenleben kostete. Der tief eingesessene Verdruss der Bevölkerung über die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich mobilisierte Maßen die auf die Straße gingen. Brennpunkt der Ausschreitungen war klarer Weise die Hauptstadt Chiles, Santiago de Chile. Glücklicherweise hatten wir bereits den Weiterflug Richtung Süden in unserer Tasche, denn unsere Zieldestination war der südlichste Flughafen des Landes:
Punta Arenas
Auf den Cook Islands, hatten wir ja schon kleine Flughäfen kennen gelernt und dieser war nur ein bisserl größer. Mit einem freundlichen Taxifahrer fuhren wir durch eine karge, raue Landschaft an der Küste, vorbei an unzähligen Schiffscontainern und ein paar antiken Segelbooten bis zu unserem Hostel in der Innenstadt Punta Arenas‘. Fast an unserem Ziel angekommen musste der Fahrer abrupt stoppen, denn was wir nur wenige Stunden zuvor am Smartphone sahen, bekamen wir in den kommenden Minuten selbst hautnah mit: Die Chilenen gingen auf die Straße; und so bog just auch eine Gruppe Demonstranten um die Ecke. Es war eine laute Demonstration, mit Getrommle und mit Pfiffen, frustriert über die Politik des Landes. Als Touristen hätten wir jedoch bei Tage nichts zu befürchten, versicherte uns unsere Hostelmama, die uns wenige Sekunden später herzlich empfing. Etwas verunsichert waren wir vielleicht dann doch, als wir vom Fenster des Restaurants (wo wir vorzügliches Ceviche zu Abend aßen) erspähten, dass ein paar vermummte Gestalten zwei Straßen weiter um die Ecke liefen und ihnen kurz darauf ein Wasserwerfer-Panzer hinterher fuhr.
Graffitis auf den Amtsgebäuden abgebrannte Häuser
Den folgenden Tag erkundeten wir Punta Arenas ein wenig und bestaunten die beschmierten Amtsgebäude. Im Grunde genommen war das jedoch nur etwas Ablenkung für uns, ähnlich wie das Aufputzen des Weihnachtsbaumes (bevor man endlich die Geschenke aufmachen darf), denn eigentlich bereiteten wir uns mental auf die abendliche Ankunft unserer Freunde, Christina und Dominic vor. Es war schon wieder mehr als 4 Monate her, dass wir Besuch von Zuhause hatten und mich überkam auch immer wieder der Gedanke, ob wir denn in den Augen unserer engsten Freunde überhaupt noch gesellschaftsfähig wären. Ich kann verraten: wir waren es! Als die zwei dann endlich auch eingecheckt hatten, zogen wir durch die Straßen, als wären wir nie getrennt gewesen. ❤ Wir genossen Speis & Trank und tauschten uns bis spät in die Nacht über die vergangenen Monate aus. Dem Jetlag verdankten wir es, dass vor allem wir drei, von Neuseeland kommend, geschlossen um 2 Uhr früh ohne die geringste Spur von Müdigkeit zu zeigen, in unseren Betten lagen und vergeblich auf den erholsamen Schlaf warteten….
Punta Arenas ist meines Wissens nach die größte Stadt im chilenischen Teil Patagoniens, dass die Stadt selbst viel zu bieten hätte, würde ich jetzt aber nicht unterschreiben. Sie bietet sich aber auf jeden Fall als wunderbarer Ausgangspunkt für weitere Exkursionen an und so nahmen wir am nächsten Tag die Bootstour zu einem bekannten Nationalpark für Pinguine, zur Isla Magdalena. In guter Gesellschaft wird sogar so eine Schiffsfahrt lustig und im Handumdrehen waren wir auf der Insel mit den unzähligen Pinguinen, genauer gesagt waren es viele kleine Magellanpinguine. Schon sehr lustige Tiere, wie sie zuerst herum watscheln und sich dann wieder in ihre Höhlen verziehen. Wir mussten übrigens ebenso auf einem ausgesteckten Weg in einer definierten Geschwindigkeit um die Insel watscheln, damit wir es nach exakt 40 Minuten auch wieder aufs Boot schafften. Dieses brachte uns dann weiter zur nächsten Insel mit einer Horde Seelöwen, Seerobben und Seeelefanten, die ein Schreikonzert von sich gaben, dass es eine Freude war.
Leider durften wir uns keinen der süßen Pinguine einpacken….
Wieder am Festland angekommen, nutzen wir die verbleibende Zeit uns den Kopf zu zerbrechen, was wir am bevorstehenden O-Circuit essen wollten und welches Equipment wir noch benötigen würden.

Puerto Natales / Torres del Paine Nationalpark
Bevor wir die 8-tägige Wanderung starten würden, blieb uns also nur noch ein verbleibender Tag
- um mit dem Bus nach Puerto Natales zu reisen (funktionierte reibungslos, Busfahren in Südamerika – des laft einfach),
- ins Hostel einzuchecken, wo wir auch einen Teil unseres Reisegepäcks das wir während der Wanderung nicht benötigen würden verstauen konnten,
- uns die tägliche Infoveranstaltung eines Tourenanbieters zum Track reinzuziehen,
- die letzten Lebensmittel (viele, viele Nüsse und Früchte) zu kaufen und
- natürlich unseren Rucksack final zu packen.
Im Nachhinein kann ich es ja laut aussprechen: den letzten Punkt, das Packen, habe ich am allermeisten genossen. Diese, sich minütlich steigernde, Nervosität gepaart mit der Verunsichertheit, sich ins Ungewisse zu stürzen und die – als Draufgabe – Badeurlaub von Oben versprechenden Wettervorhersage, hat die Stimmung schon a bissal zum Brodeln gebracht. Eigentlich wär es ja nicht so, als ob wir das erste Mal draußen geschlafen hätten, aber für einige von uns, war es das erste Mal für so lange am Stück, inkl dem Tragen der Verpflegung.
Und so wurden am Tag, bevor es losging noch Rucksäcke getauscht, über 2 kg Nüsschen und Riegel, die bereits eingepackt waren, wieder ausgepackt und sowieso das Gewicht optimiert wo es nur ging. Wir beanspruchten jeden freien Quadratmeter des Hostels für dieses Projekt, bis kurz nach 9 (abends natürlich) als die Nerven endgültig blank lagen und wir uns entschieden, doch noch einmal g’scheid Abendessen zu gehen.
Trotz des Stromausfalls in der Nacht, funktionierten unsere Wecker und wir starteten pünktlichst früh morgens Richtung Busterminal zum Nationalpark. Wir Burschen starteten mit ca. 20 kg im Rucksack und dann kam noch das 3 kg Zelt in den Händen dazu. So kam mir in diesen 10 Minuten Fußmarsch zum Busterminal auch erstmal in den Sinn: das könnte zach werden. Schnell folgte dann doch auch der Gedanke, dass Gas und Essen pro Tag weniger werden würden. Außerdem wurden wir bei einem Blick aus dem Busfenster auch gleich mit einer atemberaubenden Landschaft, sowie Guancaherden (Lamas) belohnt und das Gefühl von falscher Verzagtheit verflog sogleich wieder.
Angekommen beim Besucherzentrum des Nationalparks, wurde uns dann richtig bewusst, um was für eine Touristenattraktion es sich hierbei eigentlich handelt: Vom Busterminal, voll mit mindestens einem Duzend riesiger Reisebusse, machen sich Naturbegeisterte aus aller Welt los um dann vom Central Las Torres in den Nationalpark zu stürmen.

Kurz zur Erklärung, damit ihr uns später besser folgen könnt:
Im Nationalpark „Torres del Paine“ gibt es eine Vielzahl von Attraktionen: den Grey Gletscher, der keineswegs Grau ist, das Französische Tal sowie natürlich die namensgebenden Türme „Los Torres“, die euch vielleicht etwas an die 3 Zinnen in den Dolomiten erinnern werden. Diese genannten 3 Naturschauspiele werden durch Gebirgsketten/Berge getrennt, wenn man dessen Täler abwandert, ergibt dies ein W – daher wird die bekannteste Wanderung auch W-Track genannt. Dieser kann grundsätzlich in beide Richtungen gegangen werden und ist in 3-5 Tagen zu schaffen. Wem das jedoch noch nicht reicht – und was ich jedem ambitionierten Wanderer ans Herz legen würde – für den ist der O-Track eine willkommene Alternative. Dieser beinhaltet alle Stationen des W-Tracks und man kommt zusätzlich davor noch in den Genuss der nördlichen, weniger bewanderten Wege, die die sozusagen „äußeren Flügel“ des Ws verbinden. Hier hat man als Highlight auch noch den John Gardner Pass dabei, der meistens verschneit ist und als anstrengendster Teil des O’s gilt. Außerdem darf man bei dieser 7-9 Tageswanderung nur in eine Richtung wandern. Das heißt es kommt einem in den ersten 4 Tagen absolut keiner entgegen – man fühlt sich noch mal mehr wie in der absoluten Oaschicht. Und alle, mit denen du gestartet bist, die triffst du höchstwahrscheinlich auch am Abend im nächsten Camp wieder, was zusätzlich ein schönes Gemeinschaftsgefühl entstehen lässt.


TAG 1: CENTRAL-SERON
Die ersten 3 Stunden der Wanderung trafen wir also auf keine Menschenseele und überquerten zahlreiche Flüsse, genossen die Landschaft, vorbei an einer Herde Wildpferde und wunderten uns, ob der Herr der Ringe nicht vielleicht doch hier gedreht wurde. Dann kippte jedoch das Wetter und so auch die Stimmung. Aus den zuvor spaßigen Bachüberquerungen wurde eine Schlammschlacht und kaum einer der 5 Gefährten hatte noch trockene Schuhe als wir nach 13 km beim Ziel des ersten Tages, dem Camp Seron ankamen. Im Gemeinschaftsraum konnten wir anfangs noch unser nasses Gewand aufwärmen und uns etwas aufwärmen (beim Infovortrag am Tag zuvor hatten wir gelernt, dass das Gewand am besten trocknet, wenn man es anlässt und mit der Körperwärme trocknet – davon wollten wir aber noch nix wissen… bald mussten wir jedoch für jene Gäste Platz machen, die ein warmes Abendessen gebucht hatten. Das war allerdings weniger tragisch als es jetzt vielleicht klingen mag, denn so begannen wir endlich auch selbst mit dem Kochen und was Warmes im Baucherl hebt die Motivation schon immens. Auch gleich am ersten Abend bewiesen uns (leider) unsere Tischnachbarn, dass wir mit dem Gaskocher vorsichtig sein mussten, da sich eine von ihnen die Hand verbrühte. – Ihr Glück, dass wir eine Frau Doktor mit hatten!
Einer der angenehmsten Nebeneffekte so einer Wanderung ist jener, dass man aufgrund der körperlichen Betätigung untertags, abends wunderbar und schnell einschläft und so sollten auch diesmal die gezählten Schäflein im einstelligen Bereich bleiben (Unsere durchschnittliche zu-Bett-geh-Zeit lag bei 19 Uhr).
Ein vergeblicher Versuch, Schuhe, Einlagen und Socken trocknen zu lassen…
TAG 2: SERON-DICKSON
Was Patagonien auszeichnet, ist seine einzigartige Flora und Fauna. An unserem ersten Wandertag hatten wir Wildpferde aus nächster Nähe bestaunen können, am darauf folgenden begleitete uns, nach einem steilen Aufstieg, ein ganzes Stück lang ein Kondor. Gewaltige Tiere, deren Flügelspannweite, je nach Quelle der man glaubt, 3-5 Meter lang werden kann. Legenden berichten über diesen Vogel, dass er in seinem gesamten Leben nur eine Beziehung eingeht und wenn der Partner stirbt, der Kondor so hoch wie nur irgend möglich aufsteigt um dann im Sturzflug auf die Erde zu prallen.
Es war wiederum der Nachmittag, der mehr Regen brachte und das Wandern wurde bald eher zu einem Waten durch die überschwemmten Wiesen sowie zu einem Suchen, wo das Wiesenstück mit dem niedrigsten Wasserstand war. Der Blick auf das nächste Camp (Dickson) machte jedoch wieder viel wett: gleich neben dem Campingplatz liegt ein schwarzer Strand und daneben schwimmen Eisschollen und Eisberge im abwechselnden Rhythmus vorbei.
Porridge mit bunten Streuseln am Morgen vertreibt Hunger und Sorgen!
TAG 3: DICKSON-LOS PERROS
Am dritten Wandertag galt es gleich mal ein paar Höhenmeter zu bewältigen und so wurde auch die Landschaft um uns immer alpiner, jedoch nicht unbedingt trockener.
Das Los Perros Camp war bis dato sicherlich das abgeschiedenste, am Ende des Tals gelegen und die letzte Station bevor wir den schneebedeckten John Gardner Pass überqueren würden, auf den wir schon hinaufblicken konnten. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, fühlten wir uns hier besonders wohl und so genossen wir die letzten Sonnenstrahlen mit überwältigendem Panorama und konnten unser nasses Zeugs am Hubschrauber-Notlandeplatz zum Trocknen auflegen. Aufgrund der gestiegenen Höhenmeter war sicher diese Nacht die kälteste – hier (und nur hier) war mein +3 Grad Schlafsack vielleicht etwas zu wenig wärmend.
TAG 4: LOS PERROS-EL PASO
Die Passüberquerung meisterten wir mit Links (und ohne große Pausen – wir sind halt doch Alpenländer) und oben am Grad angelangt, überraschte uns der Blick auf den imposanten, wunderschönen Grey Gletscher. Ich dachte nur, vielleicht hat die Pasterze am Großglockner auch eines Tages Mal so ausgesehen – doch wenn, dann war das bestimmt vor vielen, vielen hunderten Jahren.
Wanderinfo
Alle Campingplätze müssen im voraus gebucht werden, für die Hochsaison sogar weit im voraus. Grundsätzlich gibt es 3 verschiedene Betreiber, was auch bedeutet, dass man diese über 3 verschiedene Homepages buchen muss, was das Prozedere anfangs vielleicht etwas schwierig erscheinen lässt. Die Organisation Vertice hält die Campingplätze im Westen, die da wären: DICKSON, LOS PERROS, GREY und PAINE GRANDE. Dann gibt es Fantastico Sur, die die teureren und vielleicht etwas luxuriöseren Camps betreiben: FRANCES, CUERNOS, CHILENO, CENTRAL und SERON. Und dann gibt es noch die kostenfreien CONAF Campingplätze: Italiano und El Paso – CONAF nennt sich ebenso die Organisation um die Parkranger des Nationalpark.
Also wie ihr seht man kommt nicht drum herum, bei allen zu buchen wenn man den O-Circuit gehen will.
Am frühen Nachmittag checkten wir also beim sehr simplen CONAF CAMP El Paso ein, der im Gegensatz zu den vorher besuchten Camps „nur“ einen auf drei Seiten geschützten Kochplatz bot und weder Duschen noch Shops hatte – aber wer braucht das schon? Die Klospülung wurde durch einen Besen ersetzt – was sich zu unser Verwunderung aber hygienischer erwies, als so manch anderes Plumpsklo. Als wir unser Zelt aufgestellt hatten und feststellten wie gut ein Isostar-Pisco-Punsch nach ein paar Tagen wandern schmecken kann, trafen noch zwei weitere Wanderpärchen im Camp ein. Zu unserer absoluten Verwunderung und offen gesagt auch Bewunderung, waren diese erst vor 2 Tagen mit der Runde gestartet, denn sie ließen jedes 2te Camp aus: also 31 km am ersten Tag und 20 km am 2ten Tag (inkl der 700 hm!), wir staunten nicht schlecht. Unser Abendessen genossen wir am unweit gelegenen Mirador (Aussichtspunkt) auf den Grey Gletscher.
Darauf folgte einer meiner „Big Moments“ auf dieser Reise, als ich alleine nochmals zum Mirador raufging um einen Zeitraffer des Sonnenuntergangs einzufangen. Auf einen Schlag wurde mir bewusst, wie schön es hier eigentlich ist, dass wir mit direktem Ausblick auf einen Gletscher Abendgegessen hatten und dass wir in unmittelbarer Nähe zum Gletscher zelten werden – UND das Ende November, quasi am anderen Ende der Welt und auf ca 1000 Metern über dem Meeresspiegel. Ich war in diesem Moment einfach sprachlos und spürte eine unbeschreibliche Zufrieden- und Dankbarkeit das erleben zu dürfen.
TAG 5: EL PASO-GREY-PAINE GRANDE
Der nächste Tag sollte auch für uns eine 18 km lange Wanderung bringen. Zuerst erwarteten uns aber noch (unzählige) Hängebrücken bis zur Grey Lodge und von dort mussten wir nochmals weiter bis zum Paine Grande Camp. Wir trauten unseren Augen nicht, was in der Grey Lodge auf einmal abging: Musik aus der Dose, eine Lodgebar mit Kamin, Cocktails und richtiger italienischer Kaffeemaschine, Yoga Sessons…; nach den letzten Tagen in der Wildnis fühlten wir uns wie Tarzan der von einem Moment auf den anderen auf den Times Square gebeamt wurde. Waren wir die letzten Tage quasi noch alleine am Trail, trat nun das vorausgesagte ein: Wir kamen vor lauter Begrüßungen und „Hola“s (oder die Mehrzahl Hola-Hola) fast nicht mehr zum Quatschen. Das ist jetzt vielleicht auch etwas übertrieben, aber es war auf jeden Fall anders, aber auch schön anders. Bereits seit Neuseeland machten wir uns einen Spaß daraus, deutschsprachige Touristen – gut erkennbar an ihrer Erscheinung bzw. Ortovox Ausrüstung – mit einem freundlichen „Servus“ am Berg zu begrüßen, zu überraschen und einen Grinser auf die Lippen zu zaubern.

Nach dem doch langen Wandertag, ließen auch wir es uns abends in der Paine Grande Bar gut gehen. Von hier konnten wir auch erstmal einen Blick auf die Torres erhaschen, da sich diese an unserem Anreisetag vom Startpunkt der Wanderung noch in einem Gemisch aus Nebel und Wolken bedeckt hielten.
TAG 6: PAINE GRANDE-ITALIANO
Die folgenden Wandermeter zeigten uns eine karge Landschaft die durch die Folgen eines Waldbrandes vor ein paar Jahren geprägt war. Vielleicht romantisiere ich etwas, aber ich finde sogar diese Szenerie und Seite des Nationalparks schön.
In der Mitte des W-s angekommen, erschwindelten wir uns eine Nächtigung für einen Tag früher als geplant, platzierten kurz unser Hauptgepäck im Camp Italiano und wanderten hinein ins „französische Tal“. Die letzten intensiven Wandertage hatten doch an unseren Kräften genagt und so war es umso entspannender, als wir nach 30 min Fußmarsch mit nur leichtem Gepäck unser Mittagessen plus einem ausgedehnten Mittagsschlaf in der Sonne auf einem Steinfeld mit einem Ausblick, von dem man sonst nur träumen kann, abhalten konnten.
Nur die tapfersten der Gefährten, bestiegen noch den Weg ganz hinein bis in die Mitte des Tals und wurden mit einem weiteren traumhaften Ausblick belohnt.
TAG 7: ITALIANO-CENTRAL
El Ultimo: 24 km um den Kreis zu schließen und um die O-Wanderung zu meistern. Vorbei an den Camps Cuerno und Frances, an kristallklaren Seen und Gauchos mit ihren anmutigen Rössern.
WIR HABEN ES GESCHAFFT – zurück am Central Camping Platz, denn das war das erklärte Ziel. Natürlich, es hätte auch die Möglichkeit gegeben, etwas früher abzuzweigen, am Camp Chileno zu schlafen und die Torres zu besteigen. Dieses Camp war jedoch seit Monaten ausgebucht. Vom Camp Central aus müsste man minimum 4,5 Stunden pro Strecke rechnen und bereits um 1 in der Früh im Dunklen losgehen, um den allerorts angepriesenen Sonnenaufgang bei den Torres zu sehen. Ein blödes Gerede mit unseren Wanderkollegen der letzten Tage, hatte zur Folge, dass aus eben diesem blöden Gerede eine konkrete Idee entsprungen ist und Martin dieser Versuchung nicht widerstehen konnte. Um 1 Uhr in der Früh, nach vielleicht zwei geschlafenen Stunden (gefühlt noch weniger), bewappnet mit der neu gekauften LED Stirnlampe stapfte ich also hinauf und bemerkte bald, dass ich nicht der einzige mit dieser irrsinnigen Idee sein sollte und schloss mich einer Wandergruppe an. Ich muss gestehen, Ausblick hat man halt keinen, bzw die Landschaft recht genießen kann man nicht wirklich wenn man im Dunklen wandern geht, aber zumindest wird die Fantasie stark angeregt, wer bzw was sich nicht alles hinter den Bäumen und Büschen befinden und im nächsten Moment herausspringen könnte. Ob ich es wieder machen würde, nach ohnehin 7 Tagen Wandern mitten in der Nacht loszugehen? Ja würde ich, hier warum:
Ich wusste, dass die anderen um 9, oder vielleicht auch erst um 10 zu dieser Wanderung aufbrechen würden und da es in der Höhe doch etwas zu kalt und ungemütlich wurde, wanderte ich wieder hinunter bis zum Chileno Camp und sah zum ersten Mal die Landschaft um mich, viel schöner als im Dunklen. Ohne Handyempfang war es für mich schwierig den anderen mitzuteilen wo ich auf sie warten würde und so fanden sie mich schlafend in der Wiese, direkt neben dem Wanderweg, wieder. Da ich am Gruppenfoto vor den Torres auf keinen Fall fehlen wollte, ging ich auch mit ihnen nochmals die 3 Stunden hinauf.
Am Rückweg spürten wir erstmal die Folgen des Massen- und Tagstourtourismuses in diesem Nationalpark und wir mussten uns ungelogen, die erste Stunde bergab immer wieder anstellen, da die Wanderwege halt eben nur Wanderwege und keine mehrspurigen Fahrbahnen sind. Dafür gaben wir lautstark typisch österreichische Wanderlieder und Austropop Klassiker von uns, die Reaktionen darauf reichten von Kopfschütteln bis hin zu Leuten, die in unsere Lieder mit einstimmten.
Glücklich, erleichtert und etwas euphorisch, blickten wir noch ein letztes Mal zurück auf das imposante Gebirgsmassiv, dann stiegen wir in den Bus, der uns abermals, vorbei an unzähligen Guanacoherden, sicher zurück nach Puerto Natales brachte.
Nach 2 weiteren Tagen hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von Christina und Dominic und unser weiterer Weg führte uns rüber nach Argentinien.
Mate und Gaucho – mehr Argentinien geht nicht
Der bei weitem unkomplizierteste Grenzübertritt unserer Reise erfolgte hier, in der sprichwörtlichen Pampas. Patagonien ist ein sehr, sehr dünn besiedeltes Gebiet und so dauerte es noch ein paar Stunden bis unser Bus uns in der nächst größeren Stadt, El Calafate, ablieferte.
El Calafate
Die Stadt selbst hat eine doch charmante Straße mit Shops, Cafés und Restaurants, aber das war es dann schon wieder (und natürlich einen der größeren Flughafen des argentinischen Teils Patagoniens). In der in unmittelbarer Fußnähe gelegenen Laguna Nimez kann man eine Vielzahl an Wildvögel sowie rosa Flamingos bestaunen. Immer wieder stößt man über die Namen Charles Darwin und Perito Moreno (übrigens Mitbegründer der Pfadfinderbewegung in Argentinien).
Grüß dich, Charles! Hat jemand den Empanada Jungen gerufen?
Und dann ist El Calafate der Ausgangspunkt, um Exkursionen zu dem berühmten Perito-Moreno-Gletscher zu unternehmen. Anfangs war ich zugegeben etwas skeptisch ob wir nochmals unbedingt eine weiter Tour zu einem Gletscher buchen müssten, vorweg, ja muss man, denn es hat sich echt ausgezahlt. Das Besondere an diesem Gletscher ist – neben seiner sich mächtig aufbauendem Gletscherkante: Der Gletscher befindet sich in einem Equilibrium, was soviel bedeutet wie, es wird täglich circa gleichviel Schnee am Gletscheranfang nachgespeist, wie er an der vorderen Gletscherkante über den Tag verliert. Also entgegen vielen anderen Gletschern der Welt schrumpft dieser Gletscher NICHT 😉
An dieser Stelle will ich außerdem eine Liebeserklärung an Empanadas einschieben: es gibt sie in den verschiedensten Formen, Größen, vegetarisch oder mit Fleisch, mit viel Käse, noch mehr Käse, mit Guanaco Fleisch und man kann sie eigentlich mit jeder nur erdenklichen Geschmacksrichtung füllen. UND natürlich mit den verschiedensten Saucen kombinieren. Sollten wir, wenn wir wieder Zuhause sind, eine Empanaderei aufmachen, würdet ihr zu uns kommen? Ich denke da so an, Empanadas mit Brie, Birne, Zwetschkenmarmelade, oder Empanadas aus Laugenteig mit einer Weißwurst- Händlmaiersenf-Füllung, oder Empanadas mit Schafskäse, Käferbohnen und Kürbiskernöl…..
El Chalten
4 Stunden Fahrt entfernt in den Norden von El Calafate, vorbei am größten See Argentiniens, dem Largo Argentino, befindet sich das Bergsteigerdörfchen El Chalten – für mich einer der Trigger/Auslöser für diese Weltreise.
Dazu muss ich etwas ausholen: Vor mittlerweile 5 Jahren waren Maria und ich beim European Outdoorfilmfestival am Königssee in Bayern, wo wir in herrlichem Ambiente und unter freiem Himmel, einen Kurzfilm über die erstmalige durchgehende Bekletterung des Fitz Roy sahen. El Chalten ist das Bergdorf, von wo diese Expeditionen losgehen und bereits wenn man mit dem Bus einfährt, baut sich eine Kulisse auf, dass ich fast zum „rean“ angefangen hätte können.
El Chalten, kann man sich wie folgt vorstellen: ringsum eine atemberaubende Bergkulisse, durch dessen Tal eine Straße verläuft, in der ein Burgerladen auf eine Pizzeria folgt (beide verkaufen auch Craftbier und natürlich Empanadas), worauf wiederum ein Hostel und ein Outdoorsportartikelhändler folgt und sich das ganze einfach ein paar mal wiederholt – das ist El Chalten.
Die wohl populärste Wanderung, mit bestem unmittelbaren Blick auf die Zinnen des Fitz Roys ist jene zur Laguna de los Tres. Prädikat höchsterwandernswert! Beginnend mit einem steil-gemäßigtem Anstieg, wandert man danach lange eben dahin, im wunderschönen Wald des Nationalparks, wo Spechte mit ihren knallroten Köpfen, ganz nach ihrer Freude dahin hämmern und grüne Papageien keine Scham vor den Wanderern zeigen. Man wandert so dahin und kann die Seele baumeln lassen, bis einen der letzte, schon sehr steile Anstieg über die Stein- und Geröllfelder. Wem dieser Anstieg den Atem noch nicht geraubt hat, erledigt das der folgende Ausblick:
Eine weitere Wanderung die ich dann alleine gemacht habe, war die zum Loma del Pliegue Tumbado. Diese ist vielleicht etwas länger, weniger populär, aber nicht minder schön und die Spitze bietet einen genialen 360° Ausblick, nicht nur auf den Fitz Roy sondern auch auf viele weitere Gletscher, Seen und überhaupt.

Nach einer wunderbaren Zeit im unserer Meinung nach „little Innsbruck Patagoniens“ flogen wir schließlich von El Calafate weiter nach Ushuaia in die südlichste Stadt der Welt.
Ushuaia

Um den Titel „die südlichste Stadt der Welt“ streiten sich mehrere Ortschaften, wobei es dann auch oft nur an der Definition liegt, was man als Stadt zählt. Ushuaia ist jedenfalls jene Stadt, in welche die meisten Leute kommen, um Expeditionen in die Antarktis zu starten. Und das, finde ich, unterstreicht die Anwärterschaft auf die südlichste Stadt der Welt schon deutlich, oder?
Ushuaia befindet sich auf Tierra del Fuego oder zu deutsch Feuerland. Diese Benennung rührt keinesfalls daher weil es hier so heiß ist, sondern weil überall Rauch von den Feuern der Einheimischen aufstieg, als der Entdecker Ferdinand Magellan das Land zum ersten Mal erblickte.
man glaubt kaum, dass es schon 10 Uhr abends ist, oder? vielleicht das schönste Pissoir der Welt
Bereits am Flughafen lachte mir ein Plakat mit „Extrem Marathon Ushuaia“ datiert mit kommenden Sonntag entgegen und kurzerhand meldete ich mich noch am Vortag dafür an, man kann ja schließlich nicht jeden Tag am südlichsten Lauf der Welt teilnehmen.
Zudem nutzten wir die Zeit in Ushuaia um uns nochmals richtig gut auszukurieren, also machten wir nur kleine Wanderungen, zu den kleineren Gletschern und in den Nationalpark.
Tierra del Fuego Nationalpark.
An unserem letzten Tag in Ushuaia mieteten wir uns noch einen Jeep, um uns den Teil des Feuerlandes genauer anzusehen, der von den Europäern als erster entdeckt wurde. So führte uns unser Weg über das Museo Acatushún, wo Freiwillige die Knochen verschiedenster angespülter Meeressäuger präparieren, weiter erforschen und so diesen südlichsten Teil der Erde und seine Bewohner etwas mehr verstehen zu lernen. Unser Ziel war dann die Estancia Haberton, eine Farm die sich immer noch im Besitz der Nachkommen des ersten Missionars, Thomas Bridges, der sich 1886 mit seiner Familie in Feuerland niederließ. Freundlicher Weise gab’s eine günstige Tour über die Farm, spannende Geschichten zu Thomas Bridges Familie und wie die Estancia heute betrieben wird. Gut gesättigt vom ansässigen Restaurant ging’s dann auch wieder zurück durch die Natur, nach Ushuaia. Mit im Gepäck hatte ich ein weiteres Buch auf meiner Bücherliste: The Uttermost Part of the World – von Thomas Bridges.
Was blieb dann sonst noch zu erledigen?
eine Postkarte vom Südlichsten Postkasten der Welt zu verschicken und ein Motiv für unsere Weihnachtspost zu finden
MAGEMA Reisetipps Patagonien:
- Macht den O Circuit, vielleicht habt ihr rauslesen können, wie sehr mir dieser gefallen hat – diese etwas längere Variante lässt euch die ersten Tage durch die raue & wilde Natur Patagoniens wandern
- Bucht die Unterkünfte so bald wie möglich – wir hatten echt Glück, im Oktober noch überall einen Platz für 5 Personen zu bekommen
- Gute Ausrüstung kann auch vor Ort, preiswert ausgeborgt werden falls ihr auf einer längeren Reise seid
- Geld abheben in Chile (und auch in Argentinien) ist teuer bis SEHR teuer also entweder Euros oder Dollar mitnehmen, oder angeblich gibt es auch den Trick ins Casino zu gehen, um dort ohne Zusatzgebühren abheben zu können (aber dann auch schnell wieder raus), Banken mit weniger gebühren waren bei uns: BBVA und die chinesische ICBC
- kein Tipp, aber interessanter Fact: ihr werdet in Patagonien so viele Österreicher treffen wie sonst nirgends anders (außer vielleicht in Caorle) ausserhalb Österreichs