Vorwort

Nach den Wolkenkratzer-reichen Metropolen Chinas und Hong Kongs landeten wir nun endlich in im grünen und ab der ersten Minute viel ländlicher wirkenden Vietnam. Doch ehrlich gesagt wussten wir vor unserem Landeanflug, so wenig wie noch nie zuvor was uns erwarten würde. Das Land kannten wir ja bislang nur aus Hollywood Kriegsproduktionen und vielleicht noch von den wie-wasche-ich-dieses-Kleidungsstück-Markerl.

Nach 4 Wochen des Reisens, von den nördlichen Grenzbergen zu China bis hin in das südliche Mekongd Delta, haben wir so viel von diesem Land, der Kultur und den Menschen die hier leben gelernt und lieb gewonnen. Knackig zusammengefasst würde ich das Land heute wie folgt beschreiben: 

Unglaublich vielfältig: tiefster Dschungel und unberührte Natur in den Bergen, menschenleere, türkise Sandstrände, pulsierende Großstädte mit bestem Cafe, freundlich-neugierigen Leuten und nicht zu vergessen: saftige Früchte und eine hervorragende & gesunde Küche. 

drei Vietnam Fans

Warum wir dieses Land so liebten

Die Franzosen brachten in ihrer Kollonialzeit viel ihrer Architektur und Kulinarik mit nach Vietnam – das ist mitunter der Grund, warum es an jeder Straßenecke Baguettes/Sandwiches, die köstlichen „Banh Mihs“, gibt. Das mit Fleischpastete, Huhn oder Rind, Salatgurke, frischem Gemüse, manchmal mit einem Spiegelei und vor allem mit viel frischem Koreander gefüllte Baguette ist der ideal Happen für zwischendurch, geht aber genauso gut als Frühstück und Mitternachts-Snack vor dem nach Hause gehen.

Ban Mih. ❤

In meiner Lobhymne für dieses Land darf nicht fehlen mit welcher wunderschönen und abwechslungsreichen Natur und Landschaft dieses Land gesegnet ist. Die türkisblauen Strände mit ihren Palmen und Palmsonnenschirmen sind unter Tags bis die Vietnamesen selbst kommen menschenleer. Die Berge rund um die Ho Chi Minh Pfade geprägt von sattgrünem Urwald wie aus dem Dschungelbuch und einer prächtigen Höhlenwelt. Dazu später mehr.

Das Essen ist frisch, leicht und sehr Gemüse und Fisch/Meeresfrüchte lastig. Ganz egal ob wir eine Cooking Class oder eine geführte Tour machten oder ob wir einfach so mit Einheimischen gesprochen hatten, eines kam immer schnell zur Sprache: die Vietnamesen, sowohl Männer als auch Frauen, sind sehr stolz darauf, schlank zu sein und das betonen sie auch immer wieder. „Wir kochen mit wenig Öl, wir wollen ja nicht dick werden“. „Wir Vietnamesen kochen sehr gesund, deshalb sind wir auch so schlank – habt ihr schon mal einen dicken Vietnamesen gesehen?“ Ja so ging das dahin, wenn es ums Essen ging, aber es war auch wirklich gesund und äußerst köstlich!

Früchte, Fruchtshakes und Kokosnüsse an jeder Ecke, zu vernünftigen Preisen. – Und ja klar, diese gibt’s zB auf Bali auch, aber in Vietnam tranken wir unsere erste frische Kokosnuss, deren Fruchtfleisch man im Gegensatz zu Bali-Kokosnüssen auch aufessen kann. Die Märkte quellen über vor Früchten die wir zuvor noch nie gesehen hatten und doch schmecken alle etwas anders UND alle werden auch hier angebaut.

Wusstet ihr, dass Vietnam weltweit der zweitgrößte Kaffeeproduzent ist? Bei dem kräftigeren und auch in tieferen Höhenlagen wachsenden Robusta Kaffee schlagt keine andere Region der Welt dieses südostasiatische Land. Und wo so viel Kaffee herkommt, da gibt es auch die verschiedensten Sorten und Ausbaustufen zu verkosten. Das geht vom weihnachtlich schmeckenden Egg Coffee, über den klassischen (Eis)Kaffe mit süßer Kondensmilch, bis hin zum exquisiten Wieselkaffee, welcher zuerst die Reise durch den Darm einer heimischen Katzenart macht und dadurch veredelt wird. Wer uns kennt, weiß, wir haben alle drei Kaffee sehr gerne und kommen vielleicht gemeinsam schon auf ein paar Hektoliter, doch den besten Kaffee ever (bis jetzt), durften wir in Ho Chi Minh genießen.

Kaffeeanbau in Vietnam

Süd-Nord oder Nord-Süd?

Wenn du durch Vietnam reist und nicht nur für ein bis zwei Wochen Zeit hast sondern ein ganzes Monat, dann gehst du das Land entweder vom Süden nach Norden oder vom Norden nach Süden an. Logisch, wenn man die Form des Landes kennt – schon mal gesehen? West-Ost wie in Österreich oder Russland hat da wenig Sinn. Nachdem es nur diese zwei Möglichkeiten gibt, trifft man auf seiner Route auch schnell mal Reisende, die man schon im vorigen Ort getroffen hat, oder man holt sich Tipps von jenen, die gerade von dort kommen, wo du am nächsten Tag hinfahren wirst – praktisch oder?

Da wir von Hong Kong nach Hanoi folgen, verlief unsere Route von Norden nach Süden, um euch mit diesem Bericht nicht zu überrumpeln, haben wir ihn wieder in zwei Beiträge aufgeteilt: Beginnend in Vietnams Norden, von Hanoi bis nach Hue handelt dieser Beitrag. Der zweite beschäftigt sich weiter mit dem südlichen Teil, mit Hoi An, Da Lat und Ho Chi Minh (Saigon).

Hanoi

In Hanoi köderte uns ein Hostel mit Pool. Lage mitten in der Altstadt, was sich später als Epizentrum der Pubcrawls und Partys herausstellte.

Der Party-Backpacker Culture-Shock erwischte uns eiskalt: Gratis Bier von 18-20 Uhr danach Happy Hour bei Long Island und Gin Tonic für umgerechnet 2,50 Euro anstelle des regulären Preises von 3,50 Euro. In guter Gesellschaft von vor allem Australiern, Amerikanern und Briten ging’s für uns gleich am Ankunftstag zu einem der feucht-fröhlichen Pubcrawls. Mit diesem beließen wir es auch für Hanoi, auch wenn wir bald darauf erfuhren, dass es in unserem Hostel jeden Tag einen Pubcrawl gibt und wir diesem doch auch jeden Abend, natürlich kostenfrei, beiwohnen könnten. Einmal reichte uns aber, anscheinend sind wir nicht so Partyresistent wie Australier, die wirklich jeden Abend bis in die frühen Morgenstunden wild feierten – oder sind wir einfach schon alt? Nein, bestätigte uns eine 24-jährige Schweizerin, ihr wäre jeden Abend Pubcrawl und Party auch zu viel. 😉 Glück gehabt, doch nicht alt.

Von unserem Pubcrawl Guide erfuhren wir am nächsten Tag, dass er vor 4 Monaten doch auch „nur“ Gast in unserem Hostel abgestiegen war und bei der Halong Bay-Tour zu stark feierte und daraufhin einen Job angeboten bekam. Seit dem leitet er jeden Tag die Pubcrawls und verdient sich so neben freier Logie und Drinks auch genug für das alltägliche Leben in Vietnam dazu. Wir lernten noch einige Reisende – oder sollte ich schreiben Aussteiger, wenn oftmals auch nur temporär geplant – mit ähnlichen Geschichten kennen, diese also exemplarisch für diese Sparte.

Googlet man nach Bildern von Hanoi, stößt man häufig auf Bahngleise die direkt durch die engen Gassen verlaufen. Und tatsächlich gibt es diese Train-Street, wo sich Kaffees, so wie alle Gastronomien Streetfood-Style auf der Straße oder wo immer nur möglich ausbreiten, nur hier muss eben zur vollen Stunde zurückgeruckt werden wenn der Zug kommt:

Neben Essen stand ausserdem noch eine „Hanoi like a Local-Tour“ am Programm, gebucht über die App WithLocals. So können sich lokale Tourguides oder Studenten mit Touristen verbinden und austauschen. Wir erfuhren also mehr über das tägliche Leben in Hanoi, über die Wohnungssituation, den Verkehr, den Gang zum Tempel und vieles mehr. Somit wurden uns gleich eine Vielzahl von Fragen über das Land beantwortet…

Natürlich probierten wir in Vietnam, so wie einst Barak Obama das typische Gericht Bun Cha.

Bun Cha

An unserem letzten Abend in Hanoi gab sich ein Bild, sicherlich lustig anzusehen: wir tranken Bier in der Hostel Lobby, wäre ja angesichts der täglichen Pubcrawls jetzt nichts außergewöhnliches, jedoch starrten wir intensiv in den Laptop um uns den Livestream der Österreichischen Parlamentssitzung anzusehen (bei uns war es aufgrund der Zeitverschiebung ja auch schon Abend). Das war sozusagen unser „Staffelfinale“ des österreichischen Regierungskrimis.

Halong Bay und die Insel Quan Lan

In Hanoi waren wir nach zwei langen Wochen wieder mit unseren niederländischen Freunden, Giel und Anouk vereint. Die beiden Weltreisenden, die ja eine ähnliche Süd-Ost Asien Route hatten wie wir, haben sich länger in Chinas Süden aufgehalten und dann ganz zufällig dasselbe Hostel (Pool sei dank) in Hanoi gebucht, wie wir.

Im Bus mit Anouk und Giel

Weil es Anouk und Giel (genau so wie uns) auch schon an den Strand zog und sie dem Tipp eines Freundes auf die von Reiseführern sowie Touristen unentdeckte Insel „Quan Lan“ zu fahren nachgingen, reisten wir ihnen kurzentschlossen einen Tag später nach. Leider hatten wir uns auf die tatsächlichen Busfahrzeiten der vietnamesischen Busse zu diesem Zeitpunkt noch nicht akklimatisiert und somit verpassten wir die Fähre (die nur 1x pro Tag fährt) um 5 Minuten und wir blieben noch eine Nacht länger am Festland, genauer gesagt in Halong, der Hafenstadt zur berühmten Halong Bay, welche sich durch die Ernennung zu einem der Weltwunder der Natur weltruhm erlangt hat und heute dementsprechend von (Party)Schiffen belagert wird. Die Insellandschaft ist aber ohne Zweifel (auch bei diesigem Wetter) einfach traumhaft schön anzusehen.

Wir verbrachten den gewonnen (bzw für Pessimisten den verlorenen) Rest vom Tag damit wiedermal ein Packerl für zu Hause zusammen zu stellen: diverse Geburtstags- & Baby-Geschenke, Postkarten, warmes Gewand und überflüssige Gepäckstücke fanden den Weg zum Postamt – und hier gehört mal die vietnamesische Post gelobt: das Päckchen war nach ca einer Woche zu Hause in Österreich angekommen, während von dem Päckchen, welches wir 4 Wochen zuvor in China aufgegeben hatten, noch jede Spur fehlte…

Am nächsten Tag ging es dann mit einem Speedboat eine Stunde lang Richtung Insel, wo wir mit riesigen Golf-Wägen, die Platz für 10 Personen hatten, abgeholt wurden. Relativ schnell war für uns klar, warum die Insel wenig bis gar nicht touristisch war: es gab hier einfach nix. Natürlich, wir hatten einen Strand, der bis 3 Uhr am Nachmittag ziemlich leer blieb, bis Einheimische und vietnamesische Touristen dorthin pilgerten. Streundende Hunde und tausende Krebse waren dafür ganztägig anwesend. Das Restaurant bei unserem Hotel drehte uns um 10 Uhr abends das Licht ab und im Gegenzug dafür um 6 Uhr früh die vietnamesische Ballermann Musik richtig laut auf und die lief dann den ganzen Tag. Für Vietnamesen war diese Insel anscheinend ein beliebtes Urlaubsziel, für uns hatte die Insel aber weniger zu bieten.

Wir machten also erstmal die Erfahrung: nicht alles, was untouristisch und unentdeckt ist, ist dafür geeignet von uns entdeckt zu werden. Wer sich im Norden Vietnams eine Insel ansehen möchte, sollte einfach auf Cat Ba fahren, da fährt zwar sonst auch ein jeder hin, dafür sind die Hotels und Restaurants auch darauf eingestellt. 😉

Zwischen Krebserl und strendenden Hunden, der Strand auf Quan Lan

Demnach es nicht viel zu unternehmen gab, es öfter regnete und Martin mit der Gesamtsituation unzufrieden war, verbrachten wir zwei faule Tage gemeinsam mit unserem niederländischen Pärchen auf der Insel und machten uns danach mit der Fähre wieder zurück nach Halong und Hanoi um uns ein Transportmittel zu suchen, welches uns weiterbrachte nach:

Maria: Unverzagt und vollbepackt, trotz Regen und wenig Plan, wohin’s jetzt weitergeht.

Phong Nha

Um nach Phong Nha zu kommen stiegen wir zum ersten (aber ganz bestimmt nicht zum letzten) Mal in einen der vielen vietnamesischen Nachtbusse ein, die einfach toll sind! Diese Halb-Liegebusse, wie sie bezeichnet werden, kann man sich so vorstellen: in der Art wie Etagenbetten werden drei Reihen gebildet, jeweils eine am Fenster und eine in der Mitte, und ganz hinten gibts natürlich 3 Sitze nebeneinander – für die coolen Kids (also uns). Auf jedem Sitz, den man beliebig aufrecht und waagrecht verstellen kann, gibt’s einen kleinen Polster und eine Decke, wie hygienisch die sind weiß ich nicht, will ich aber auch gar nicht wissen. Dann hat man eine gemütliche 6 bis 10 Stunden Fahrt vor sich, in der man (als Asiat oder kleinerer Europäer) sogar die Füße ausstrecken kann. Für Georg waren die Fahrten weniger angenehm, weil er der größte von uns dreien ist. Für Martin und mich ging’s ganz gut, wenn man sich ein bisserl in Embryo-Stellung bringt.

Die letzte Reihe im Bus wird bekanntlich von den coolen Kids eingenommen!

Uns brachten diese Busfahrten hauptsächlich Vorteile: man „verliert“ durch die Fahrt keinen Tag, weil man oft über Nacht fährt und meistens ein paar Stunden Schlaf bekommt und wenn man Glück hat, wird man sogar aufgeweckt, wenn man kurz vorm Ziel ist. Die einzigen Herausforderungen bleiben: den Bus zu erwischen, das richtige Abfahrts-Büro zu finden und nach dem Ausstieg zu checken, wo das Hostel liegt, vor allem weil wir oft zu irgendeiner viel zu frühen morgendlichen Zeit am Zielort angekommen sind.

Phong Nha aus Sicht der Drohne

So fuhren wir um 5.30 Uhr in Phong Nha ein und hofften auch wirklich, wie besprochen, abgeholt zu werden. Alles easy, der Fahrer tauchte nach ein paar Minuten aus dem nebengelegenen Hotel auf, zwar noch sehr verschlafen, genau wie eine junge Frau, die uns – noch im Snoopy-Pyjama – zu verstehen gab, dass uns der Herr zu unserer Unterkunft bringen wird. Dort wurden wir auch von einer sehr verschlafenen Vietnamesin im pinken Herzerl-Pyjama begrüßt und bekamen glücklicherweise auch sofort unsere Zimmer zugewiesen, wo wir dann noch ein paar Stunden Schlaf bekamen. Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich, auch wenn wir von unseren Hostel Mamas ca 10 Mal gefragt wurden, ob wir heute schon eine der vielen Höhlen-Touren machen wollen oder für den nächsten Tag gleich eine buchen wollen. Außerdem verstanden sie überhaupt nicht, warum wir gleich 5 Nächte bei ihnen bleiben werden, normalerweise bleiben die Gäste hier ein bis zwei Nächte, um den nahegelegenen Dschungel und vor allem die Höhlen der Gegend zu Erkunden. Was wir fünf Tage lang in dieser Gegend unternehmen wollten, blieb ihnen ein Rätsel. Aber wer würde hier nicht länger bleiben wollen?!

Die fünf Tage waren für unsere Verhältnisse aber ideal gewählt: wir hatten einen Tag zum Planen der weiteren Route, einen Tag für eine Erkundungstour mit dem Rad, einen Tag für eine Höhlen-Dschungel-Tour und einen Chill-Tag, an dem Martin und ich auch noch mit dem Moped die weitere Umgebung erkundeten.

MaGeMa-Planungsteam – bestens verköstigt mit frischen Fruchtsäften

Am Abend des ersten Tages ging es, auf Empfehlung meiner Cousine Helene, die bereits letztes Jahr im schönen Vietnam war, in eine wahnsinnig gute Pizzeria, bei der zwar der Service sehr zu Wünschen übrig lies – die Pizzen kamen im Halbstunden Takt: zuerst Martins, dann meine und als wir schon dachten, sie kommt gar nicht mehr, auch Georgs Pizza. Der typisch italienische Geschmack der Holzofen-Pizza stimmte uns aber wieder versöhnlich, so dass wir am letzten Abend auch nochmal dort aßen. Generell gewöhnten wir uns dann an Folgendes: auch wenn man das Essen gemeinsam bestellt, geliefert wird es keineswegs wie bei uns, dass alle gleichzeitig Essen können, nein! Sobald was fertig ist wird’s geliefert, und Speisen die länger brauchen, werden hald auch erst 20 Minuten nach allen anderen serviert. Ist eben so in Vietnam.

Für diese Pizza lohnte es sich zu warten! ❤ Amore!

Nachdem unsere Unterkunft, in ruhiger Lage direkt am Fluss mit ein paar Fledermäusen, das erste Mal Geckos im Zimmer (woran wir uns erst gewöhnen mussten, vor allem an deren Geräusche) und einem sehr feinen Pool, auch noch nigel-nagel neue Räder geliefert bekam, schrie alles nach einem Rad-Ausflug (bzw Martin schrie danach ;-)) um die Gegend zu erkunden. Es stellte sich heraus, dass die Räder auf jeden Fall noch g’scheit Luft brauchten, die Lenkstange nicht bei allen Rädern gut genug fixiert war und dass das Rad überhaupt nur einen Gang – sprich keine Schaltung, keine Erleichterung – hatte. So wurde die Tour über Schotterwege, Schlaglöcher und Steine, mal etwas steiler Bergauf, mal an Kuhherden vorbei zu etwas mehr als einem gemütlichen Nachmittagsausflug. Eine Erfrischung gab’s dann im „Pub with Cold Beer“ das von Beginn an ganz gut ausgeschildert war. Es stellte sich heraus, dass man sich hier auch sein eigenes Hendl noch lebendig aussuchen und dann auch selber schlachten konnte: Martin und Georg wollten „mal mit schauen und sehen wie das Abläuft“ und so schnell konnten sie garnicht wegsehen hat einer der anderen Gäste sich schon sein Hendl ausgesucht, es geschnappt und am Hackstock geköpft. Nach diesem Erlebnis blieben wir im Pub with Cold Beer bei vegetarischen Frühlingsrollen und Süßkartoffelpommes. 😉

Die ständige Nachfrage unserer Hostel-Mamas, was wir denn am Folgetag machen wollen, und die Tatsache, dass wir natürlich auch wegen der Höhlen und des Dschungels in Phong Nha einen Stopp eingelegt haben, ließ uns dann eine ganztägige Jungletour buchen. Das schöne an so Touren ist ja: man muss sich um fast nix kümmern: das Hotel bucht alles und sagt dir, wann du am kommenden Tag abgeholt wirst, auch die Abrechnung erfolgt über das Hotel. So setzten wir uns gemeinsam mit einem griechischen Pärchen, ein paar Schweizern und Engländern, in einen Mini-Reisebus und los ging’s zur ersten Station: dem botanischen Garten, wo uns viele exotische Tiere und Pflanzen versprochen wurden.

Etwas enttäuscht waren wir dann schon, als wir zuerst ausgestopfte oder eingelegte Tiere in einem Mini-Museum ansehen konnten und die angepriesenen Affen und die Pfauen nur hinter Gittern zu Gesicht bekamen. Aber gut, mit dem Botanischen Garten hatten wir ja eigentlich gar nicht gerechnet, denn dann ging’s weiter zu den Höhlen.

Die 31,7 km lange „Paradise Cave“ war unser erster Stopp, zu dem wir mal in super heißer Schwüle 300 Treppen Bergauf steigen mussten, um dann wieder ein paar hundert Treppen in die Höhle hinunter zu steigen. Aber es hat sich gelohnt; die Höhle heißt nicht umsonst Paradise Cave! 700 Meter kann man als normaler Besucher auf Holzstegen in dieser längsten trockenen Höhle Asiens herumspazieren. Stalaktiten und Stalakmiten türmen sich imposant neben einem auf bzw. hängen neben einem herunter. 😉 Solange man gehen kann, ist diese Höhle für jeden zugänglich, was die Besucheranzahl natürlich schnell erhöht. Die breiten Stege, und die ewige Höhe der Höhle sowie die vielen Lichter nehmen einem aber jegliche Platzangst.

Weiter ging es zu unserer Mittagspause, bei welcher wir ein riesiges Bananenblatt mit allen möglichen Füllmöglichkeiten für frische Frühlingsrollen bekamen: Reispapier, roten, gelben und weißen Reis, Huhn, Rind, Salatblätter, Reisnudeln, Gemüse…eben alles was das Frühlingsrollenherz begehrt.

Gestärkt kam ein Höhepunkt der Tour: die 400 Meter lange Zipline, (Seilrutsche, Flying Fox – wie auch immer ihr es nennen möchtet) quer über den Fluss zum Fuße der nächsten Höhle: der Dark Cave. Laut Tourguide war dies die längste Zipline Vietnams und sie startete in 30 m Höhe, ging einmal direkt über die Bambusdächer des Restaurants und dann sah man unter sich schon den türkis-blauen Fluss glitzern, bis das Erlebnis auf trockenem Boden wieder endete.

längster Flying Fox Vietnams

Mit Helm und Taschenlampe ging es dann nach einer kurzen Strecke durchs Wasser hinein in die Dark-Cave. Maria bewachte für uns einstweilen den Eingang zur Höhle. 😉 Über Bambusstock und Lehmstein ging es immer weiter und tiefer, an unzähligen Schmetterlingen vorbei, hinein in die Höhle, bis wir an unserem Ziel, einem Lehmschlammbad angekommen waren. Dieser Lehmschlamm hat eine heilende Wirkung für die Haut – ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie stolz Martin sich präsentiert hat, als er wieder aus der Höhle kam.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir noch im natürlich (im Fluss) angelegten Wasserpark, mit kürzeren Ziplines die einen ins Wasser plumpsen ließen, einem Geschicklichkeits-Parcours wo man sich 3 Meter über dem Wasser befand und u.a. ein Netz durchklettern musste, von Schaukel zu Schaukel hüpfen und sich von Ring zu Ring hanteln. Vor allem das männliche Geschlecht stand hier Schlange, um Kräfte zu messen. Bei jenen, deren Kraft nicht ausreichte, folgte einen Fall in´s erfrischende Nass. Pünktlich zur Abfahrt trommelte unsere Tourguide uns wieder zusammen, platzierte uns im Minibus und lieferte uns wieder bei unserem Hotel ab.

Blick auf den Geschicklichkeits-Parcours über dem Fluss

Am Folgetag war es Zeit für die erste Rollerfahrt in Südostasien. Irgendwie hatte ich ja im Hinterkopf ich wolle Vietnam komplett mit dem Motorrad bereisen. Im Nachhinein betrachtet, ist es glaube ich trotzdem die elegantere Variante viel mit dem Bus zu Reisen und ab und zu vor Ort ein Moped, Roller, Motorrad auszuborgen um die Gegend zu erkunden. Im Bus kann man halt weite Strecken doch angenehmer zurücklegen. Nach dem Großstadtdschungel in Hanoi und denn Massen an Scootern, war ich offen gesagt ohnehin eingeschüchtert und so lieferte das verlassene Phong Nha die ideale Möglichkeit um mich und vor allem die Beifahrerin hinter mir, auf den doch chaotischeren asiatischen Straßenverkehr einzugewöhnen.

Auf den Spuren der Vietkong erkundeten wir also die Ho Chi Minh Pfade rund um Phong Nha, hielten bei Aussichtspunkten, Flussbädern und anderen Fotospots an und testeten vor allem, was das Moped so hergab.

Hue

Mit dem Liegebus fuhren wir in die ehemalige Kaiserstadt Hue. Die Erkenntnis des Tages, auch wenn man untertags und nur ein paar Stunden fährt ist ein Liegebus superkomfortabel.

Wir fuhren also in die Stadt ein, und nach dem im Dschungel und am Ho-Chi-Minh Pfad gelegenen Phong Nha kam es uns hier so heiß vor, wie noch nie zuvor. Wir überschritten den Parfüm Fluss und besonders dessen Abendkulisse erinnerte uns ein wenig an unsere Heimatstadt Linz.

Hue bei Nacht mi Eisenbahnbrücke, dem AEC und Lentos neben der Donau 😉

Hier in Hue hatte, 51 Jahre bevor wir nun unsere Füße auf die Brücke setzten, eine der längsten und blutigsten Schlachten des Vietnamkriegs stattgefunden. Hue befindet sich ein Stück südlich der DMZ (=entmilitarisierte Zone Vietnams), die als künstliche Trennlinie zwischen Nord- und Südvietnam gezogen wurde. Daraus resultierte, dass dieses Gebiet besonders intensiv bekämpft wurde. Etwas, das aus den verschiedenen Vietnamkrieg-Dokumentationen – die sich vor allem Martin während unseres Aufenthalts zu Gemüte geführt hat – hängen geblieben ist, sind die mehrmaligen Einnahmen div. Dörfer und Landstriche durch die südvietnamesische Armee, mit Unterstützung der Amerikaner. Mehrmalig deshalb, weil diese aufgrund der fehlenden Unterstützung aus dem Volk nicht gehalten werden konnten und sobald die Nacht eingebrochen war, die Vietkong diese zurückeroberten. Was auch im Grunde die Krux an diesem Kriegsszenario war: die Vietnamesen im Norden die für ihren langersehnten Wunsch nach Freiheit kämpften und die andauernden Bombardierungen aus Überzeugung in Kauf nahmen. – Der Süden mit Unterstützung der Amerikaner, die trotz der waffentechnischen Überlegenheit, keine andauernde Überhand gewinnen konnten und die USA sich das nicht eingestehen konnte/wollte. Und so dauerte der Krieg weiter an.

Wir erkundeten also die Zitadelle von Hue, die Stadt der alten Kaiser. Beeindruckend war der „kleine Bruder“ der verbotenen Stadt in Peking allemal und auch wenn wir sicher 3 Stunden darin verbrachten, irgendwie fühlten wir uns schon Tempel-übersättigt.

Am Folgetag packte uns die Entdeckerneugier und wahrscheinlich auch etwas durch Instagram inspiriert, zog es uns zu einem verlassenen Wasserpark, oder für Martin zu einem genialen Drohnenspielplatz. Zentraler Punkt dieses Wasserparks ist wohl die Drachenrutsche und der Bauch des Drachens, in dem man aufgrund der vielen Glasscherben erahnen konnte, wo sich die Aquarien einst befanden.

Am Nachmittag ging es an denStrand Hues, wo uns – trotz praller Sonne, und weniger Besucher – niemand einen Sonnenschirm leihen wollte, und so machten wir von dort auch wieder bald kehrt und bummelten noch etwas durch die Altstadt.

Neben einem offensichtlichen Partyhostel wurden wir dann mit einer Partie Beerpong zum verweilen gelockt. Wir blieben auch bis zum wöchentlichen Pubquiz und bei den Kategorien Geographie, Zeichnen und Filmtitel erkennen schnitten wir auch ganz passabel ab. An diesem Abend mussten wir aber auch realisieren, dass wir beim Biertrinken mit diesen Australieren einfach nicht mitkönnen. Ich glaube das ist nicht mal physikalisch erklärbar, mit welcher Geschwindigkeit die sich das Bier runterkippen können. Auf alle Fälle konnten wir uns von diesem Abend auch nutzvolles Wissen mitnehmen, wie zB dass Thailand das einzige Land Südostasiens ist, dass nie von den Europäern kolonialisiert wurde.

Mit Easyridern weiter nach Hoi An

Wir kamen ja fast nicht drum rum, auf diesem Wege weiterzureisen: Schon als wir aus dem Bus ausstiegen und den ersten Fuß auf Hueischen Boden setzten, strecken uns bereits grinsende Biker in ihrer Lederkluft ihr offline Bewertungsbüchlein entgegen und wollten sich für unsere Weiterfahrt empfehlen. So schnell ließen wir uns (zumindest diesmal) aber nicht um den Fingerwickeln. Auch nicht von dem fast fließend Deutsch sprechenden Biker, der uns neben dem Palast ein Stück heim begleitete. Obwohl er ja jedem von uns, auch ohne Buchung, zum Abschied ein Keks schenkte, weil ihm seine Mutter „zufällig“ zu viele davon eingepackt hatte. Nach etwas online Recherche buchten wir die Tour über unser Hostel und sollten nicht enttäuscht werden.

Unsere Rucksäcke wurden vor der Abfahrt kurz einfoliert, auf den Hinterteil der potenten Motorräder platziert und schon starteten wir im Konvoi gen Süden. Es fühlte sich an wie eine Mischung aus GTA San Andreas und Reisender junger Che. Aber auf alle Fälle fühlte es sich gut an, mit welcher Bestimmtheit, welchem Anmut und fast schon Grazie wir über die Straßen und über die Reisfelder cruisten.

Der erste Stopp war der „Elefantenwasserfall“, mit glasklarem Wasser und umgeben von Dschungel. Filmreif: im Internet hab ich gelesen, dass beim Platzhirsch der Easyrider Touren, dir die Tourguides ein Bierchen ins Wasser zu schupfen. Das hatte ich kurz zuvor noch Maria und Georg erzählt und agrat in diesem Moment, ließ sich auch unser Tourguide diese Geste nicht nehmen.

Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit, gelangten wir weiter zu einer Küstenpassstraße die uns atemberaubenden Ausblick auf das Tal, das Meer und die sich anbahnende Großstadt Da Nang bot. Unser Motorrad Konvoi fuhr weiter durch die viertgrößte Stadt des Landes, Da Nang, über die Drachenbrücke weiter zu den Marmor Bergen. Dort gab es allerhand Marmorskulpturen zu erwerben und für uns eine Tempelhöhle zu erkunden.

Nach den vielen Stunden im Liegebus, war diese Fahrt auf dem Motorrad nun ein Hochgenuss und unserer Meinung nach für jeden Vietnamreisenden ein absolutes Muss. …nach guten 4 Stunden am Motorrad taten uns aber unsere Hinterteile gscheit weh, aber zum Glück kamen wir gerade zum richtigen Zeitpunkt in unserer ersten Unterkunft in Hoi An an. (siehe Vietnam II)

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