
Wir sind raus aus China! Oder doch nicht? Ob Hong Kong (auf Englisch wird Hongkong übrigens zusammengeschrieben) gleich China ist, wussten wir vor unserer Einreise nicht wirklich. Laut den Chinesen ja, auf der Homepage des österreichischen Aussenministeriums wird Hong Kong als eigenständiges Land angeführt. Bald schon sollten wir aber erfahren, was die Hong Kongnesen selber dazu zu sagen hatten. Schließlich stand in Hong Kong endlich – fast 11 Jahre nach unserem ersten Treffen – mein Gegenbesuch bei Tony an, den ich 2008 am Pfadfinderlager in OÖ kennenlernen durfte. Dass wir Tonys unendliche Gastfreundschaft genießen durften, war glaube ich, das beste was uns in Hong Kong passieren konnte.

Tony,
oder der beste Tourguide den man sich vorstellen kann.
Kurzer Exkurs zu unserer Long-Distance Freundschaft: 2008 am int. Landeslager der OÖ Pfadfinder hatten Georg und ich eine Partnergruppe aus Hong Kong, mit der wir einiges an gemeinsamen Programm erlebten und die nach dem Pfadfinderlager noch bei uns in Leonding ein paar Tage verbrachten. Nach zwei weiteren Besuchen Tonys in Österreich, wobei der zweite einem Auslandspraktikum im Zuge seines Medizinstudiums zu verdanken war, trafen wir uns 2015 ganz zufällig in Berlin wieder. Ein Jahr darauf zog es Tony wieder nach Österreich um beim Gruppen-Pfadfinderlager von uns Leondingern teilzunehmen. Und dann wurden wir 2017 bei einem internationalen Pfadfinderlager in Island, mit ca 4000 Teilnehmern ausgerechnet wieder in das gleiche Unterlager gelost. 😉 So, jetzt ist es hoffentlich klar, warum ein Gegenbesuch meinerseits endlich einmal her musste!

Als wir in Hong Kong aus dem Flugzeug stiegen fiel uns zu allererst das humide Klima, mit der – für uns noch sehr ungewohnten – hohen Luftfeuchtigkeit, auf. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir das niemals aushalten würden, und doch reisen wir jetzt schon seit fast 3 Monaten in eben diesem Klima herum. Wie vorhin schon angeklungen, ließ Tony es sich nicht nehmen, uns während unseres Aufenthalts wie VIPs zu behandelt – das beinhaltete natürlich auch den Abholservice vom Flughafen und der Transport zu unserem Hostel.

Nach einem gemeinsamen Abendessen präsentierte Tony uns dann gleich den Plan für morgen: wir gehen segeln. (Das hätte wohl niemand geahnt, dass bei einem Trip nach Hong Kong, Segeln am Programm stehen wird.) Wir erhielten eine detaillierte Packliste (typisch Pfadfinder!) und starteten früh am nächsten Morgen mit Tony und zwei seiner Freunde mit einem Segelturn durch den Victoria Hafen bis hinauf nach Hebe Hafen, was schon ein ganzes Stück übers Wasser ist.
Das Segeln wurde für uns ein richtiges Abenteuer. Nachdem wir es vorerst für einen Scherz hielten, dass Tony uns als „Beschleuniger“ brauchten würde, indem wir uns in Gurte ans Boot hängten und so das Segelboot mit unserem Gegengewicht um ein paar Knoten schneller werden ließen, machte es nach der ersten Phase, in der ich schon sehr verunsichert war und einen ängstlichen Gesichtsausdruck aufsetzte, richtig viel Spaß: die kühle, salzige Luft strich einem durchs Haar und immer wieder wurde man vom Meer etwas nass gespritzt, was bei der Temperatur, aber völlig in Ordnung war. Krasser hätte der Unterschied wohl kaum sein können: den Segelturn begannen wir in mitten der bekannten Hong Konger Skyline, das heißt links sowie rechts wird die Umgebung von Wolkenkratzern geziert, und nach ein paar Stunden auf dem Boot befindet man sich plötzlich in der absoluten „Oaschicht“, auf gut oberösterreichisch. Gehört alles noch zu Hong Kong, aber ist nicht besiedelt und ein absolutes Paradies für Naturliebhaber – so hätten wir uns HK nie vorgestellt.

Was wir unter tags vom Victoria Hafen aus sahen, hat uns dann am Abend noch einmal mehr überrascht: die Hong Kong Skyline – die jener in Shanghai meiner Meinung nach um nichts nachsteht. Vor allem deshalb, weil es hier jeden Abend eine mit Musik begleitete Laser-Show gibt, und die hat uns Tony natürlich auch gezeigt.

Raus aus der Realität, rein in den Kindheitstraum!

..na, könnt ihr’s erraten? Wir verbrachten einen Tag im Disney Land Hong Kong. Wieso auch nicht, wenn wir schon mal so nahe dran sind?! Und nachdem es für Martin und Georg nicht das erste Mal in einem Disney Land war, ging zumindest für mich ENDLICH mal ein Kindheitstraum in Erfüllung.
Bereits die Anreise war ein kleines Abenteuer: von unserer Unterkunft auf Hong Kong Island ging’s nach zwei Mal umsteigen ab in die „Disney Metro“, die nicht nur mit verschiedenen Disney Figuren dekoriert war sondern auch Fenster und Halte-Schlaufen in Form des Mickey Mouse-Kopfes hatte. Man tauchte also bereits vor der eigentlichen Attraktion in die Disney Welt ein. Kaum aus der Bahn ausgestiegen war man umgeben von weiteren Charakteren, die auf Bildern den Weg zum Eingang zierten, Disney Liedern, die links und rechts aus Lautsprechern erklangen, einen Springbrunnen mit weiteren bekannten Figuren darin und viele Merchandise Shops, bei denen wahre Fans (wie Maria) ein Vermögen an Geld lassen könnten. (Hat sie aber nicht.)
in der Metro eingesperrt Kunibert, verkehrt am Pferd. Shopping! kurz vor der Eröffnung
Das Disney Land ließ unsere Herzen wahrhaft höher schlagen:

Georg traf sein Idol Iron Man …

… Martin konnte seine Qualitäten als echter Disney Märchenprinz beweisen …
… und Maria nahm all ihren Mut zusammen und stieg in eine Achterbahn.
Was man in Hong Kong so isst…
Nach dem Tag im Disney Land gingen wir den darauffolgenden Tag etwas ruhiger an. Ein bisserl shoppen, ein bisserl chillen und am Abend führte uns Tony in ein japanisches Sushi-Restaurant aus. Die Vielfalt und Möglichkeiten, in Hong Kong essen zu gehen sind unbeschreiblich – das ist wahrscheinlich in jeder Großstadt so, aber durch Tony haben wir eben wirklich alle Facetten gesehen: am ersten Abend ging es in eine riesige Halle, die an eine Schul-Aula erinnerte, mit Plastik-Stühlen und -Tischen ausgestattet und wo der Lärmpegel so laut war, dass uns Unterhaltungen sehr schwer fielen. Das japanische Sushi-Restaurant war das komplette Gegenteil davon: erstmal ging es in den 10. Stock rauf, also weg von den Massen und rein in ein ruhiges, kleines Restaurant, wo man bereits den rohen Fisch fein säuberlich auf Eis aufgelegt präsentiert bekam. Da wir eher wenig Ahnung hatten, was wir (außer dem typischen Sushi & Maki) bestellen sollen, übernahm Tony ab hier und wir wurden wieder nicht enttäuscht. Und weil Bilder mehr als tausend Worte sagen, hier unser Menu des Abends – es war köstlich!
Selfie vom Victoria Peak bei Nacht
Auch für den letzten Abend hatte Tony Programm für uns geplant. Wir fuhren rauf auf den Victoria Peak und sahen die beeindruckende Skyline diesmal von oben. Wir hatten noch etwas Zeit „todzuschlagen“ denn wir warteten auf ein besonderes Ereignis, nämlich darauf, dass Tonys Lieblings Dim Sum Lokal aufsperrte. Im Klartext: wir warteten bis 3 Uhr früh, um die frischesten und wohl besten Dim Sum der Stadt zu verköstigen. Hunger hatte um diese Uhrzeit vielleicht keiner, aber es war ein unvergessliches Erlebnis.

Am nächsten Tag wurden wir dankenswerter Weise (und nach zu wenig Schlaf) wieder zum Flughafen eskortiert und machten uns auf in den Süden.

Charmante Eigenheiten Hong Kongs:
Die Immobilienpreise sind immens – umgerechnet 1 Mio. Euro muss man für eine 100m2 Wohnung berappen, die Mieten sind dementsprechend angepasst. Der Wohnraum ist daher ein wichtiges und beliebtes Gut und wird durch alle nur möglichen Wege erweitert. So kommt es auch relativ oft vor, das die Wolkenkratzer mit sehr modernem Antlitz, durch DIY Bambusbalkone erweitert werden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, was köstlich aussieht.
Man kennt die Hong Kong-Skyline und denkt die Sonderverwaltungszone wäre allerorts so bebaut, doch das ist keineswegs so. Bei unserem Segelturn sind wir auf Inseln gestoßen, die komplette Naturreservate sind und wenn überhaupt maximal becampt werden dürfen.
Die Öffis sind genial. Du brauchst nur zur Bushaltestelle zu gehen und zu warten, die Busse kommen im 5 Minuten Takt. Sollte der eine zu voll oder die Reihe zu lang sein, steigt man einfach in den nächsten und die Hong Kongnesen stehen unglaublich diszipliniert in der Reihe.

Gezahlt wird mit der Octopus Card, als aufladbare Karte für das öffentliche Verkehrssystem angefangen, akzeptieren heute auch Supermärkte, Parkhäuser und quasi ein jeder, die beliebte Pre-Paidkarte.
Nachwort
Wir haben diesen Artikel damit gestartet, dass wir uns nicht sicher waren was uns in der Sonderverwaltungszone Hong Kong erwarten wird. Wir hatten den direkten Vergleich und haben Hong Kong als freie, westlich orientierte Handelsmetropole kennen gelernt. Quasi alles was wir an China auszusetzen hatten, die Spuckerei, die Firewall, die fehlenden Englischkenntnisse waren verflogen – und plötzlich konnten wir wieder mit Mastercard und Visa bezahlen (nicht mehr Alipay & WeChat).
Kurz nachdem wir Hong Kong verließen, begannen die Proteste gegen Mainland China. Ich würde mir anmaßen zumindest eine Facette Hong Kongs kennen gelernt haben und verstehe daher um so besser den Aufruhr und Unmut. In diesen Protesten geht es darum die in den Jahren zuvor gewonnene Freiheit zu behalten, die Hong Kong zu dem gemacht hat was es heute ausmacht.
Unsere Reise führte uns nach Hong Kong weiter in ein Land, dass über Jahrzehnte hinweg viel Leid wegstecken musste, obwohl auch sie nach nichts anderem streben als nach ihrer Freiheit und Unabhängigkeit.
Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre dies ein friedlicher und für Hong Kong bestmöglicher Ausgang dieser aktuell angespannten Situation und ein selbstbestimmendes, zukunftsfrohes Hong Kong.
MaGeMa Tipps Hong Kong:
- Dumpling / Dim Sum essen gehen
- Die Octopus Karten kaufen und nutzen
- wenn die Möglichkeit besteht, SEGELN gehen
- den Victoria Peak erkunden, wenn Zeit raufwandern



